Der 57 Kilometer lange Mont-Cenis-Basistunnel ist Teil der neuen Eisenbahnverbindung zwischen Lyon und Turin. Bis 2026 soll sie für den Güterverkehr bereitstehen. Bislang gibt es aber nur auf französischem Boden mehrere Kilometer Stollen.
Als Teil der von der EU-Kommission geförderten neun Hauptverkehrsbahnkorridore ist die Hochgeschwindigkeitstrasse Strecke Lyon-Turin ein wichtiges Element in der europäischen Schieneninfrastrukturplanung. Mit der Projektgenehmigung und der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen Italien und Frankreich steht ihrer Umsetzung nun nichts mehr im Weg.
Die geplante Neubaustrecke ist 140 Kilometer lang und besteht aus drei Abschnitten: dem französischen Teil zwischen Lyon und Saint-Jean-de Maurienne, dem italienischen Teilstück zwischen Turin und Bruzolo sowie dem internationalen Mittelteil mit dem Mont-Cenis-Basistunnel. Mit 57 Kilometern soll der mit zwei eingleisigen Röhren ausgestattete Tunnel Euralpin Lyon Turin (TELT) nach der Fertigstellung im Jahr 2026 mit zu den längsten Eisenbahntunneln auf der Welt zählen. Nur ein kurzes Stück weiter gehört ausserdem ein 12 Kilometer langer Tunnel zwischen Venaus und Bussoleno zur neuen Strecke.
Bereits im Jahr 1994 war mit Vorstudien für den Bau begonnen worden. Anfang 2005 wurde der Auftrag für den Bau eines Erkundungsstollens (Foto) auf der italienischen Seite vergeben, seitdem reissen die Proteste im piemontesischen Susa-Tal gegen das Projekt nicht ab. Mehrfach musste deshalb der Baubeginn schon verschoben werden.
Die Kosten für den Bau des grenzüberschreitenden Abschnitts belaufen sich auf etwa 8,5 Milliarden Euro, die von den beiden betroffenen Ländern und der EU aufgebracht werden sollen. Die Gesamtinvestitionen für die neue Strecke betragen geschätzte 26 Milliarden Euro, die zu 40 Prozent aus EU-Mitteln finanziert werden. Für den Schienengüterverkehr in ganz Europa ist die Strecke extrem wichtig, da sie ein Schlüsselabschnitt im transeuropäischen Verkehrsnetz (Trans-European Network, TEN) auf dem Korridor 6 ist zwischen Spanien und Ungarn.
Die bestehende Strecke Lyon-Turin ist bereits 145 Jahre alt und stösst schon seit längerem an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Mont-Cenis-Tunnel, durch den sie führt, wurde 1871 mit einer Länge von 12,2 Kilometer eröffnet und ist damit der älteste grosse Alpentunnel. Bis zur Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 war er der längste Tunnel der Erde.
Personenzüge sollen in Zukunft den geplanten Mont-Cenis-Basistunnel mit einer Höchstgeschwindigkeit von 220 bis 240 km/h befahren, was die Transitzeit von bisher 3,5 Stunden auf 1,47 Stunden reduzieren würde. Güterzüge sind mit 100 bis 120 km/h unterwegs.
Drei Viertel des Güterverkehrs zwischen Frankreich und Italien werden derzeit über die Strasse abgewickelt. Erklärtes Ziel der Verkehrspolitiker in beiden Ländern ist deshalb die Verlagerung von jährlich einer Million Lastwagen auf die Schiene. 40 bis 50 Millionen Tonnen Güter sollen auf der neuen Strecke pro Jahr mit der Bahn transportiert werden, was zu einer Reduzierung der Treibhausgase um eine Million Tonnen führen würde.
Kennzahlen zum Mont-Cenis-Basistunnel
Länge: 57 Kilometer
Maximale Steigung: 12,5 Promille
Bauzeit: 2015-2026
Teil 1: Der Lötschberg
Teil 2: Der Brenner