Nach über 40 Jahren schreibt der Güterverkehr bei der SBB wieder schwarze Zahlen. Wie kam es vom letzten positiven Ergebnis zum aktuellen? Dazu eine kleine Serie, in der sich langjährige Mitarbeiter erinnern. Wir starten mit Pierre Noethiger (63), Zolldeklarant bei SBB Cargo.
Anfang der 1970er Jahre, während der der Lehre, wurde Pierre Noethiger vom Stationsvorsteher in Reiden (AG) in den Schopf geschickt. Er musste für ein paar Tage Güterwagen ein- und ausladen. Die SBB nahm damals noch Stückgut mit, und die Waren konnten von den Empfängern dort abgeholt werden. «Am Abend schmerzten mich Arme und Beine», erinnert sich Noethiger, während er in seinem Kaffee rührt. Zuerst war er nicht begeistert, den ganzen Tag Pakete ein- und auszuladen. Er wurde aber vom Team gut aufgenommen, und es gefiel ihm. «Der Stationsvorsteher war damals noch eine Respektperson im Dorf, wie der Pfarrer und der Gemeindevorsteher», erinnert er sich.
Dies war quasi Noethigers erster Kontakt mit dem Güterverkehr, der zu dieser Zeit noch nicht vom Personenverkehr getrennt war. Nach der Lehre kam der junge Mann zur Güterverwaltung Basel, dort bearbeitete er Frachtbriefe. Später machte er den eidgenössischen Fachausweis als Zolldeklarant. Heute ist er am Hauptsitz von SBB Cargo in Basel noch in dieser Funktion tätig, in einem Team von neun Leuten. Er füllt die Zollformulare aus, damit die Waren ohne Verzögerung über die Grenzen kommen. Auch kümmert er sich um das Verzollen von Überseecontainern. Seine Mutter war Welsche, er beherrscht die Sprache noch immer und ist deshalb speziell für französische Formalitäten zuständig.
Die Nachbarn an seinem Wohnort Oftringen haben ihn oft geneckt, weil der Güterverkehr der SBB 40 Jahre lang Defizite schrieb. «Die haben Zeit zum Zeitunglesen, viele sind pensioniert», sagt er lachend. Der positive Jahresabschluss 2013, das Ergebnis von CHF 14,7 Mio., erfüllt ihn nun mit besonderer Freude. Er konnte es sich deshalb nicht verkneifen, den Nachbarn den langersehnten Erfolg kürzlich bei einer Einladung unter die Nase zu reiben.
Die Sanierung bei SBB Cargo hat allerdings ihren Preis. So sei es nicht einfach, den Druck im Betrieb abzufedern. «Manchmal nehme ich die Probleme mit nach Hause». Als Ausgleich geht er gerne mit seinem Hund spazieren.