Der Weg zum «Intelligenten Güterwagen» ist lang. Bis zum Jahr 2030 sollen sich Güterwagen automatisch kuppeln lassen und allfällige Störungen an den Lokführer und die Leitstelle melden. Erste Fortschritte sind bereits zu sehen.
Auf der Fachmesse Transport Logistic im vergangenen Jahr in München war SBB Cargo Gastgeber des Technischen Innovationskreises Schienengüterverkehr, zu dem sich Wissenschaftler und verschiedene Unternehmen aus allen Sektoren des Schienengüterverkehrs in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammenfanden. Sie diskutierten, wie sich in einem Stufenplan das «Weissbuch innovativer Eisenbahngüterwagen 2030» umsetzen lässt.
Darin werden die notwendigen technischen Neuerungen am Güterwagen beschrieben, um bis zum Jahr 2030 die Wettbewerbsposition des Schienengüterverkehrs gegenüber anderen Verkehrsträgern zu stärken. Der Güterwagen der Zukunft – so ist darin zu lesen – lässt sich beispielsweise automatisch kuppeln und meldet seinen Betriebszustand oder allfällige Störungen in Echtzeit an den Lokführer und die Leitstelle.
Doch gut Ding braucht Weile. Während das Internet mittlerweile in allen Wirtschaftsbereichen erfolgreich eingesetzt wird, scheint die Möglichkeit zur kontrollierbaren Gestaltung von Prozessen im Eisenbahngüterverkehr erst sehr langsam in den Fokus zu rücken. Dies stellte Victor Behrends von der Softwarefirma Eureka Navigation Solutions AG in diesem Frühjahr auf einem Telematik-Kongress in Nürnberg fest. Trotzdem sei der «Intelligente Wagen» mehr als bloss eine vage Zukunftsvision.
Mit Hilfe von Waggontelematik (unter Telematik versteht man die Verknüpfung von Telekommunikation mit Informatik) werde etwa eine direkte Vernetzung dieser Transporteinheiten mit der Disposition und dem Wagenmanagement möglich. Gleichzeitig bieten die neuen kostengünstigen Smart-Sensoren die direkte Erfassung und intelligente Bewertung von Betriebszuständen an verschiedensten Stellen des Wagens. «Durch deren Funknetzwerk wird dabei eine aufwändige Installation am Wagen vermieden», so Behrends.
Cargo Magazin 3/14
Doch da Güterzüge keine eigene Bordspannung haben, müssen solche Sensorsysteme sinnvollerweise energieautark sein. Auf der Fachmese InnoTrans im September in Berlin hat das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit in Darmstadt dafür einen interessanten Ansatz vorgestellt. Dieser weitere kleine Schritt hin zum «Intelligenten Wagen» besteht aus einem drahtlosen Datenerfassungssystem, das sich sogar nachträglich mit moderatem Aufwand nachrüsten lässt.
Es wandelt die am Güterwagen vorhandene Vibrationsenergie mit Hilfe eines Generators in elektrische Energie um, die dann zur Stromversorgung eines drahtlosen Sensors genutzt werden kann. Die Sensoren können Bremsen, Radlager und Laufleistung der Wagen während des Betriebs überwachen und ermöglichen eine frühe Schadenserkennung.