Gut versorgt bis in die Ecken der Schweiz

Viele Waren sind heute in der Schweiz selbstverständlich immer und jederzeit verfügbar. Welche Rolle spielt der Schienengüterverkehr, wenn es um die schweizerische Landesversorgung geht?

Der Bund stellt die Versorgung des Landes mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen sicher für den Fall machtpolitischer oder kriegerischer Bedrohungen sowie in schweren Mangellagen, denen die Wirtschaft nicht selbst zu begegnen vermag. Er trifft vorsorgliche Massnahmen.

Artikel 102 der Bundesverfassung

Die Wirtschaft sorgt für uns. Und sie leistet gute Arbeit, denn nur sehr selten sind die Regale leer, die Kopfschmerztabletten ausverkauft oder Futter- und Düngemittel nicht vorhanden. Erst im Falle eines Versorgungsengpasses greift der Bund unterstützend ein. Seit die Pandemie dem Land eine Lektion in Sachen Verfügbarkeit erteilt hat, ist uns bewusst geworden, wie sehr wir auf eine zuverlässige wirtschaftliche Versorgung angewiesen sind.

Cargo Magazin 2/23

Dieser Artikel stammt aus dem Cargo Magazin 2/23. Lesen Sie die vollständige Ausgabe hier. Sie möchten das Magazin in gedruckter Form erhalten? Für ein Abonnement klicken Sie bitte hier.

Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) schreibt in einem Bericht aus dem Jahr 2021: «Gezielte Vorbereitungsmassnahmen tragen dazu bei, lebenswichtige Versorgungssysteme und kritische Infrastrukturen im Hinblick auf Krisensituationen widerstandsfähiger zu machen.» Heute geht es weniger um das Überstehen einer längeren Krise, wichtiger ist die Überbrückung bei einem vorübergehenden Versorgungsengpass. Die ausreichende Güterversorgung kann jedoch nur sichergestellt werden, wenn für die Produktions- und Versorgungsprozesse der Wirtschaft auch essenzielle Grundleistungen zur Verfügung stehen: Stromversorgung, Information, Telekommunikation und nicht zuletzt Logistik.

Individuelle Transportoptionen

Eine wichtige Rolle in der Transportfrage übernimmt der Schienengüterverkehr. Damit alles dahin kommt, wo es gebraucht wird, hat SBB Cargo ein Logistiknetz mit individuellen Transportoptionen etabliert. So gelangen Futter, Düngemittel, Mineralöle, Brennstoffe, Lebensmittel, Kunststoffteile oder Guetzli für die Schweizer Armee in die weiterverarbeitende Industrie oder direkt zum Verbraucher. Der Schwerpunkt bei dieser Verteilung liegt auf der nationalen Ost-West-Achse. Sie verbindet die grossen Wirtschaftsräume der Schweiz und SBB Cargo befördert darauf täglich etwa 126 800 Tonnen Güter von 180 000 Tonnen Gütern total. Für den Transport unterschiedlicher Güter sowie ihre Verteilung in der ganzen Schweiz bietet SBB Cargo unterschiedliche Möglichkeiten, die Versorgung der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig sicherzustellen:

Im Ganzzug (GZ) fährt der Güterzug vom Start- bis zum Bedienpunkt oder Anschlussgleis ohne Aufsetzen oder Beistellen von Wagen. Ein Ganzzug eignet sich vor allem für grosse Mengen in wiederkehrenden Transporten: Post, Stahl, Baustoffe, Mineralöl, Halb- und Fertigteile für die Industrie, Agrargüter oder Entsorgungs- und Recyclinggüter. Bis zu 1300 Nettotonnen Material können in einem Ganzzug transportiert werden. Da die Züge ohne Unterbrechung fahren, haben sie eine entsprechend kurze Transportzeit.

Im Wagenladungsverkehr (WLV) werden der Güterzug und dessen Wagen ein- oder mehrmals rangiert. Die eingesammelten Wagen werden via Anschlussgleise in Produktionsbetrieben beladen und dann in einem anderen Produktionsbetrieb oder einem Verteilerzentrum mit Anschlussgleis angeliefert. Die schweizweit grösste Sortier- und Produktionsanlage für den Binnengüterverkehr ist der Rangierbahnhof Limmattal. Der Wagenladungsverkehr eignet sich für den Transport von Stückgut, aufwändige Lagerhaltung und Logistikabläufe bleiben flexibel.

Der Kombinierte Verkehr (KV) ist essenziell für Transporteure, Spediteure und Verlader. Zudem ist er ein wichtiges Element, um die Landesversorgung sicherzustellen. Täglich und besonders auch nachts im Nachtsprung fährt SBB Cargo die intermodalen Ladeeinheiten der Kunden mit den schnellen Linienzügen von Umschlagterminal zu Umschlagterminal in der gesamten Schweiz. Als mehrgliedrige Transportkette umfasst der KV nicht nur die Schiene, sondern auch Lastwagentransport und Schifffahrt. Mit Linienzügen gelangen die Waren schnellstmöglich von Umschlagterminal zu Umschlagterminal, die Feinverteilung erfolgt meist mittels Lastwagentransport. Grob und Feinverteilung plant und organisiert SBB Cargo.  Der kombinierte Verkehr ist auch ein essenzieller Pfeiler von «Suisse Cargo Logistics» – einem neuen Konzept für den Schweizer Güterverkehr, um bis 2050 rund 60 Prozent mehr Güter als heute per Bahn zu transportieren und so die Strasse um eine Million Lastwagenfahrten pro Jahr zu entlasten.

Beim Swiss Split übernimmt SBB Cargo den Transport von internationalen Gütern ab dem Import- / Exportterminal und leitet sie in das nächstgelegene Verteilzentrum oder direkt zum Kunden weiter. Mit Swiss Split werden rund 70 000 Container im Jahr bewegt. Für die Umwelt bedeutet das 4300 Tonnen weniger CO2.

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