Im Kompetenzzentrum für Instandhaltung in Muttenz dreht sich alles um Güterwagen. SBB Cargo baut den Standort in den nächsten Jahren weiter aus. Leiterin des Herkulesprojektes ist Anja Riedle. Sie hat sich letztes Jahr für einen Wechsel von der Stadtentwicklung in die Instandhaltung entschieden und bereut diesen Schritt bisher keine Sekunde.
«Ich soll die schwere Instandhaltung für Güterwagen aufbauen, ernsthaft?» Das war die Reaktion von Anja Riedle als sie damals auf die Jobausschreibung bei SBB Cargo aufmerksam gemacht wurde.
Rund ein Jahr später steht sie nun in der Güterwagenhalle in Muttenz und bespricht mit den Mitarbeitenden, ob eine Arbeitsgrube für das neue Unterhaltsgleis notwendig ist. «Das ist ein grosser Budgetposten, deshalb musste ich dies genauer abklären», erklärt sie danach. Dies gehört zum Alltag von Anja Riedle in der Funktion als Gesamtprojektleiterin mit einem rund 30-köpfigen Team: Sie hält die Fäden des Grossprojektes zusammen und fungiert als Schnittstelle zur Geschäftsleitung.
Einen zentralen Meilenstein erreicht
SBB Cargo baut das Kompetenzzentrum in Muttenz aus. Bisher fanden dort einfache Revisionen und Reparaturen an den Güterwagen statt. Seit Juli dieses Jahres nehmen die Mitarbeitenden die Wagen neu auch komplett auseinander, reinigen, prüfen und ersetzen bei Bedarf die einzelnen Teile und bauen anschliessend alles wieder zusammen. Kurz: Sie machen schwere Instandhaltungsarbeiten, die bei jedem Güterwagen alle 12 Jahre fällig sind. Dass SBB Cargo nun die gesamte Palette der Instandhaltung erbringen kann, hat Anja Riedle mit ihren Kollegen möglich gemacht. «Es war ein Kraftakt, in weniger als 11 Monaten alles bei laufendem Betrieb aufzubauen, aber wir haben es geschafft!» In den nächsten Jahren steht noch die Erweiterung der Werkstatt in Muttenz an.
Neues Projekt, neues Abenteuer
Noch vor einem Jahr beschäftigte sich Anja Riedle als Leiterin Smart City mit Themen wie intelligenter Mobilität und digitaler Stadtplanung. So hat sie beispielsweise die Austauschplattform “Smart City Lab Basel” aufgebaut. Die studierte Tourismusmanagerin arbeitete zuvor unter anderem in der Unternehmensentwicklung der SBB: zuerst im Bereich Konzernstrategie, danach in der Division Immobilien. «Thematisch habe ich mehrmals bei null angefangen. Mein Mut hat sich bisher bewährt,» erklärt sie. Der Erfolg ihrer Projekte spricht für sich.
Mögen die thematischen Inhalte neu sein, Anja Riedle bringt jahrelange Erfahrung in der Strategieentwicklung und im Projektmanagement mit. Nach anfänglicher Skepsis überzeugten sie bei der jetzigen Stelle vor allem die Themenbreite und das Umfeld. Dass es keine Frauen im Team gibt, sei nie ein Thema gewesen: «Ich habe die Kollegen kennengelernt und gemerkt: Gemeinsam können wir das Riesenprojekt umsetzen», erinnert sich Anja Riedle. Ihre Expertise im Projektmanagement und ihr Tatendrang waren genau das, was dem Team noch fehlte.
SBB Cargo bietet viele Entwicklungsmöglichkeiten
Inzwischen fachsimpelt Anja Riedle mit ihren Kollegen über Gruben oder Produktionskonzepte und kümmert sich um den geplanten Ausbau der Serviceanlage in den nächsten Jahren. «Irgendwie ergeben sich schlussendlich immer Parallelen – so zum Beispiel bei diesem Immobilienprojekt,» stellt die ehemalige Mitarbeiterin von SBB Immobilien fest. Speziell schätze sie bei der SBB und SBB Cargo, dass es viele Möglichkeiten für die eigene Entwicklung gebe. Und was gefällt ihr an ihrer aktuellen Tätigkeit?
«Ich kann hier vieles bewegen. Es passiert viel in kurzer Zeit. Genau mein Ding!» Zudem seien die Ergebnisse der Arbeit rasch sichtbar. So wie die Wagen und Drehgestelle, die nun seit kurzem getrennt voneinander auf den Hebeböcken in der Halle stehen. Dies sei ein grosser Unterschied zu Strategieprojekten mit oft weniger handfesten Produkten.
Wer wagt, gewinnt
Auch aus ihrem persönlichen Umfeld hat die Mutter eines kleinen Sohnes viel positives Feedback erhalten: «Besonders freut es mich, dass ich andere junge Frauen dazu inspiriert habe, den Schritt in eine technische Männerdomäne zu wagen,» sagt sie. Anja Riedle hat den Schritt gewagt und gewonnen – zumindest, was den Start der schweren Instandhaltung für die Güterwagen angeht. Dieser ist vollumfänglich geglückt.
Nun müsse sie sich aber darum kümmern, dass das Ausbauprojekt voranschreitet und der Bauingenieur die Pläne finalisiert. Schon ist sie wieder auf dem Weg zur nächsten Besprechung in der Güterwagenhalle.