In ihrem European Operations Center überwacht die deutsche Güterbahn DB Schenker Rail rund um die Uhr den Betrieb in 15 europäischen Ländern. In Zukunft sollen dort auch Diagnosedaten aus den Loks einlaufen.
Nicht nur SBB Cargo hat mit dem Umzug nach Olten einen modernen Firmensitz bezogen, auch DB Schenker Rail in Deutschland betreibt seit einiger Zeit eine neue Leitzentrale in der Nähe des Rhein-Main-Airports in Frankfurt. Natürlich in ganz anderen Dimensionen. Denn in diesem European Operations Center (EOC) steuern die rund 250 Disponenten erstmals europaweit jeden Tag rund 5000 Güterzüge auf ihrer Fahrt durch 15 Länder.
Züge und ihre Fahrtzeiten überwachen, Umleitungen organisieren, Lok- und Personaleinsatz planen, Engpässe überbrücken, kurzfristige Ersatzfahrten organisieren – die Aufgaben für die Eisenbahner unterschiedlicher Nationalitäten sind vielfältig. Bei grösseren Abweichungen vom Fahrplan, etwa wenn die vorgesehene Strecke wegen Unwetterschäden nicht befahrbar ist, trifft sich ein Krisenmanager-Team aller betroffenen Bereiche in einem eigens dafür geschaffenen Lagezentrum, um Alternativlösungen zu finden und die Güter trotz der Störung so zeitnah wie möglich ans Ziel zu bringen.
Das ist an fast jedem dritten Tag im Jahr irgendwo zwischen Grossbritannien und der Türkei oder zwischen Italien und Norwegen der Fall – Gründe dafür sind Unwetter und starke Schneefälle, Entgleisungen, technische Störungen oder Streiks. Als erste Steuerungszentrale ihrer Art in Europa stellt das EOC einen wichtigen Schritt in der Entwicklung von DB Schenker Rail zu einer europäischen Güterbahn dar. «Jetzt können wir alles vom Start bis zum Ziel aus einer Hand steuern», sagt EOC-Leiter Stig Kyster-Hansen. Die Koordination sei nun erheblich präziser, übersichtlicher und schneller.
In Zukunft sollen am Frankfurter Flughafen auch die Betriebsdaten von 2000 Güterzugsloks aus ganz Europa einlaufen, die im Zuge des Projekts «Bahn 4.0» bis zum Jahr 2020 mit umfangreichen Diagnosesystemen ausgestattet werden. Auf ihren Bildschirmen können die Disponenten dann über 100 von Sensoren ermittelte Diagnosewerte – etwa Temperaturen, Spannungen, Ströme, Schaltzustände oder Betriebsstunden – kontrollieren und daraus Muster erkennen. Sie wissen dann zum Beispiel schon von einem drohenden Heissläufer – also einem überhitzen Radlager – wenn der Lokführer noch ahnungslos ist und können ihn rechtzeitig informieren.
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