Was wäre, wenn das Transportwesen plötzlich zusammen brechen würde?
Morgen werden die Zeitungen bestimmt vom Super-GAU im Transportwesen schreiben, vom logistischen Grounding, vom Cargogate, dachte Rita Zumbrunn an jenem Mittwoch, an dem der Warenverkehr zum Erliegen kam. Aber am Donnerstag erschienen keine Zeitungen. Entweder fehlte den Verlagshäusern das Papier oder die Auslieferung ab der Rotationsmaschine war zusammengebrochen.
Niemand wusste, wie es zu dieser Krise kommen konnte. Doch alle stellten wilde Vermutungen an. Während die einen vorbrachten, es müsse sich um einen Hackerangriff auf die Software aller Transport-Unternehmen handeln, glaubten andere an einen vielleicht absichtlich herbeigeführten Engpass bei der Energieversorgung, der für höhere Strom- und Erdölpreise missbraucht werden sollte. Verschwörungstheorien machten die Runde. Christliche Kreise sahen im Stillstand der Wirtschaft einen Fingerzeig von oben.
Cargo Magazin 3/14
Nur etwas war sicher: Die Wirtschaft stand still. Zwar war zunächst allein das Transportwesen auf Schienen und Strassen, zu Wasser und in der Luft betroffen, doch weitete sich der Super-GAU rasch auf alle Fabriken und Branchen aus, selbst auf die Land- und Forstwirtschaft. Um Kosten zu sparen, hatten die Betriebe ihre Warenlager abgebaut. Alle liessen sich die nötigen Güter zur Herstellung von Möbeln, Uhren, Turbinen und Computern just-in-time anliefern. Im Laufe eines Tages standen alle Räder still, weil die Produktionsanlagen nicht mehr gefüttert werden konnten.
Es fehlte an Rohlingen, Schrauben und Halbfabrikaten sowie an Ersatzteilen für Werkzeugmaschinen. Selbst dort, wo die Produktion noch eine Weile hätte weiterlaufen können, mussten die gestressten Direktoren sie drosseln und schliesslich einstellen. Denn die Erzeugnisse wurden nicht abtransportiert, sodass die Lager bald zum Bersten voll waren. Es war, als wäre die Ökonomie in einen Dornröschenschlaf gefallen. Keiner konnte voraussagen, wie lange er dauern würde, ob ein paar Stunden oder mehrere Wochen. Im Lauf des Nachmittags wurden Tausende von Arbeitern und Angestellten nach Hause geschickt. Das Funkgerät von Rita Zumbrunn, der Velokurierin, blieb stumm. Kein Auftrag, kein Lohn…
Die gesamte Geschichte lesen Sie im Cargo Magazin 3/14, das ab dem 24. Oktober 2014 erhältlich ist. Hier gehts zum Gratis-Abo.
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