Gibt es in der Logistik Grenzen der Digitalisierung? Wer kontrolliert und steuert den Datenfluss und damit die Logistikprozesse? Und: Verlagert sich die Wertschöpfung weg von der Transportkette hin zu IT-Dienstleistern?
Dies sind Fragen, die heute während der transport logistic auf einem Podium des Deutschen Verkehrsforums (DVF) erörtert wurden. IT-Experten wie Ivo Körner von IBM Deutschland und Teradata-Geschäftsführer Andreas Geissler diskutierten mit Jens Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Port Authority, Hansjörg Rodi, Schenker-Deutschland-Vorstandsvorsitzender und Bernhard Wirth, CEO von DHL Freight.
Einig waren sich die Teilnehmenden, dass intelligente Informations- und Kommunikationssysteme auch im Logistiksektor mittlerweile unverzichtbar sind. «Die Informationskette begleitet den physischen Verkehr, alle Akteure sind vernetzt, Routen werden optimiert, Teilladungen identifiziert und gesteuert, Kapazitäten ausbalanciert, der Energieverbrauch analysiert und reduziert», erläuterte Ivo Körner. Aber es gibt noch viel zu tun: Laut einer aktuellen Studie – so der Redner – rangiert die Logistik im Branchenvergleich bei der Umsetzung der Digitalisierung erst auf Platz elf.
«Der Weg geht vom E-Commerce zum kompletten E-Fullfillment», nannte Körner, der auch Mitglied des DVF-Präsidiums ist, ein konkretes Beispiel für die gegenwärtigen Digitalisierungstrends. Die Podiumsteilnehmer ergänzten es um weitere konkrete Anwendungsfelder. «Im Hamburger Hafen haben wir ein Smartboard eingeführt, mit dem zum Beispiel Lastwagen-Führer aktuelle Informationen zu Wartezeiten oder die abzuholenden Container bekommen», berichtete Jens Meier. Ein weiteres Beispiel: Bosch hat gestern auf der transport logistic den vernetzten Güterwagen vorgestellt. Das neue System zur Zustandsüberwachung im Schienengüterverkehr wird derzeit bei der Schweizer Güterbahn SBB Cargo in der Praxis getestet.
«Logistik 4.0 bedeutet extreme Vernetzung und die nächste Stufe des heutigen IT-Einsatzes», beschrieb Hansjörg Rodi die Entwicklung, «wir wollen nicht mehr alleine nur Frachtmakler sein, sondern Architekten der künftigen Supply Chain». Datengetriebene Logistikprozesse und der Einsatz von Daten als wesentliches Asset für das Business – so Andreas Geissler – werden in Zukunft den Geschäftserfolg wesentlich beeinflussen. Der richtige Einsatz von immer mehr Daten trägt vor allem zur Effizienzsteigerung bei und ermöglicht völlig neue Formen der Kooperation zwischen unterschiedlichen Marktteilnehmern und Verkehrsträgern.
In den Umsetzungsempfehlungen Industrie 4.0 der Bundesregierung heißt es: „In Industrie 4.0 sind Geschäfts- und Engineering- Prozesse dynamisch gestaltet, das heißt, die Produktion kann kurzfristig verändert werden und flexibel auf Störungen und Ausfälle, zum Beispiel von Zulieferern, reagieren. Bezogen auf den Teilbereich Logistik können pragmatisch aufgestellte Logistikplattformen dabei helfen.
Die Voraussetzungen:
– Assistenzsysteme werden für den mobilen Einsatz angeboten
– „Flexible Standards“ werden unterstützt
Die Einigung auf globale Standards wird sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen, mit innovativen Logistikplattformen ist Logistik 4.0 jedoch bereits jetzt verfügbar. Dazu benötigt werden offene Plattformen, mit der dynamische und komplexe Geschäftsnetzwerke flexibel abgebildet werden können. Das Innovative daran: Neue Standards können jederzeit online konfiguriert werden und Hand in Hand mit etablierten ISO Standards eingesetzt werden. Systemupdates mit störenden Auszeiten entfallen somit.