Da die Logistikbranche in heutigen Wirtschaftszeiten nicht immer Gehör findet, gibt es u.a. das Logistikcluster Region Basel. Mit Martin Dätwyler, stv. Direktor der Handelskammer beider Basel, sprach Christian Doepgen.
Die Logistik als Branche hat Rückenwind nötig. Welche Funktion erfüllt dabei das Logistikcluster Region Basel?
Nach den Life Sciences ist die Logistik die zweite Leitbranche der Region Basel, dem wichtigsten Logistikstandort der Schweiz. Als Netzwerkplattform unterstreichen wir ihre Leistungen und forcieren ihre Entwicklung.
Welche Unterstützung erfahren Sie?
Immer mehr. Es sind inzwischen zehn Träger beteiligt, zuletzt sind der Verband öffentlicher Verkehr (VÖV) und der VAP als Verband der verladenden Wirtschaft und
Logistik hinzugestossen. Die Bedeutung der Logistik für die Gesamtschweiz wird verstanden. Und mit der Bank UBS haben wir kürzlich eine Partnerschaft begonnen.
Welche Netzwerkanlässe richten Sie aus?
Im Mai haben wir mit Partnern in Zürich auf der Fachmesse Logistics & Distribution KMU mit innovativen Ideen in der Logistik ausgezeichnet. Neue Lösungen zeigen wir auch in Vorträgen zu unterschiedlichen Themen auf, seien es z.B. die Spital- oder die Gastrologistik. Diese Entwicklung treiben wir auch mit Clusterforen voran, das nächste findet im kommenden November statt.
Die Logistik klagt häufig über Mangel an fachlich gebildetem Personal. Wie wirken Sie dem entgegen?
Zum einen unterstützen wir Logistikunternehmen, die Schülern ihrer Pforten für einen Schnuppertag öffnen – das Programm nennt sich «look inside». Wir denken aber auch an Weiterbildung und Quereinsteiger und sind deswegen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz im Gespräch, in der Wirtschaftsfakultät eine Professur für Logistik zu begründen.
Ein Pfeiler der Cluster-Tätigkeit ist die Infrastrukturentwicklung. Da
gehen in Basel die Themen nicht aus…
Das ist in der Tat der aktuelle «Hot Spot». Zu den Erfolgen zählt z.B., dass sich am Euroairport zwischen Frankreich und der Schweiz ein tragfähiger Kompromiss in den Steuerfragen abzeichnet. Zur erfolgreichen Revision des Schweizer Gütertransportgesetzes haben wir, u.a. im Dialog mit Parlamentariern, einen Beitrag geleistet.
Ich bedauere, dass wir zwar viele, aber nicht alle, vom Konzept des trimodalen Containerterminals Basel Nord überzeugen konnten. Es ist verständlich, dass um Marktanteile gekämpft wird. Wenn allerdings die Auseinandersetzungen zu lange dauern, wird am Ende die Logistik ins-gesamt in den Augen der Bürger verlieren.
Welche Zwischenbilanz der Clusterperiode 2015-2017 ziehen Sie?
Blicken wir über das glücklich Erreichte hinaus nach vorn. Nach dem fulminanten Start hat das Thema «Grüne Logistik» etwas nachgelassen, hier wollen wir ebenso wie bei der Digitalisierung künftig mehr tun. Für ein neues Güterverkehrskonzept der Region bilden wir gerade eine Task Force. Und auch für den neuen Rheintunnel ist noch viel Arbeit zu leisten, wenn wir ihn 2030 für den Transitverkehr freigeben wollen.