«Ein Tick grüner», lautet die aktuelle Nachhaltigkeits-Kampagne der SBB, in dem sie die Vorteile des öffentlichen Verkehrs aufzeigt. Energiesparen, den Ausstoss von Treibhausgasen vermindern, Flächeneffizienz gewährleisten – das Thema Nachhaltigkeit ist auch im Güterverkehr bedeutend und vielschichtig.
Mit dem grünen Sekundenzeiger auf der Uhr macht die SBB zurzeit auf ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit aufmerksam. Mehr als 200 Nachhaltigkeitsmassnahmen stellen sicher, dass die Bahn das klimafreundlichste Verkehrsmittel bleibt: Innovative Technologien in Zügen, der Ausbau von Photovoltaikanlagen oder die Umstellung auf ressourcenschonende Baumaschinen tragen unter anderem zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei, welche die SBB bis 2030 im Vergleich zum Basisjahr 2018 halbieren will. Wie steht es bei der Nachhaltigkeit im Schienengüterverkehr?
Transportleistung: Mehr Güter auf einmal
Als Transitland in der Mitte Europas profitiert die Schweiz von einem leistungsstarken Schienengüterverkehr. Bei der Landesversorgung ergänzen sich Strasse und Schiene: Während die regionale Feinverteilung der Waren aufgrund der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur oft auf der Strasse erfolgt, bietet die Schiene vor allem bei längeren Transportwegen Vorteile. SBB Cargo, die Marktführerin im Schweizer Schienengüterverkehr, transportiert pro Tag rund 175 000 Tonnen Güter und entlasten damit die Strasse um 15 000 LKW-Fahrten. Heisst im Umkehrschluss: Die Transportleistung des Schienengüterverkehrs ist signifikant höher als jene des Strassenverkehrs – und somit umweltfreundlicher.
Energie: Trotz Elektromobilität auf der Strasse bleibt die Schiene im klaren Vorteil
Elektromobilität? In der Schweiz ist das Schienennetz zu 100 Prozent elektrifiziert. Der Strom stammt zu 90 Prozent aus Wasserkraft, bis 2025 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Zudem rollt Stahl besser als Gummi: Wegen des geringeren Rollwiderstands von Rad und Schiene fährt die Eisenbahn dreimal energieeffizienter als ein Auto und fünfmal energieeffizienter als ein LKW. SBB Cargo setzt auch beim Fahrplan auf Energieeffizienz. In der Nacht, wenn weniger Personenzüge verkehren, können Güterzüge im Nachtsprung mit verminderter Geschwindigkeit energieeffizienter fahren.
Des Weiteren rüstet die SBB ihre Lokomotiven mit Energiemesssystemen aus. Durch die adaptive Lenkung kann das Lokpersonal den effektiven Stromverbrauch eines Zuges messen, gegebenenfalls anpassen und einen flüssigen Betrieb sicherstellen. Und: Energie sparen geht auch in Instandhaltungsanlagen oder auf Rangierbahnhöfen. So beleuchtet die SBB einige Rangierbahnhöfe mit LED-Lampen, erneuert die Isolationen und Fenster bei alten Gebäuden und optimiert Heizungen und Klimaanlagen. Auch die Service-Anlage von SBB Cargo in Muttenz ist seit 2016 mit Photovoltaik bestückt und liefert seither zehn Prozent des Stroms für den Standort.
CO2-Ausstoss: Reduktion in allen Bereichen ein Muss
Die Eisenbahn ist der Motor der Energiewende, denn nur mit mehr Schienenverkehr gelingt die Dekarbonisierung des Verkehrs – das gilt für den Transport von Gütern genauso wie für den Personenverkehr. Denn: Der Gütertransport auf der Schiene stösst pro Tonnenkilometer 80 Prozent weniger CO2 aus als der Durchschnitt der LKWs.
Trotzdem gibt es Potenzial: 2021 besass die SBB rund 700 dieselbetriebene Schienenfahrzeuge, die sie für Wartungsarbeiten, auf Baustellen, für den Gütertransport auf der letzten Meile, beim Rangieren und für Lösch- und Rettungseinsätze benutzte. Das Ziel ist es, bis 2030 den Verbrauch von fossilen Brenn- und Treibstoffen um 50 Prozent und bis ins Jahr 2040 um 92 Prozent zu reduzieren. Dafür setzt die SBB bei den Schienenfahrzeugen vorwiegend auf elektrischen Antrieb bei Ersatz- und Neubeschaffungen. Seit April 2024 läuft zudem die Umstellung der Betankung der Dieselfahrzeuge. Dem herkömmlichen Dieselkraftstoff wird neu HVO beigemischt. HVO steht für «Hydrotreated Vegetable Oils», also hydrierte Pflanzenöle. Eine ökologische Kraftstoffalternative, die dazu beiträgt, den CO2-Ausstoss von Dieselschienenfahrzeugen um bis zu 20 Prozent zu reduzieren.
Auch Autos sind bei SBB Cargo teilweise im Einsatz – beispielsweise für den Mitarbeitendentransport auf grösseren Rangierbahnhöfen. Bis 2030 wird SBB Cargo den gesamten Wagenpark auf elektrisch umstellen und so den intern verursachten CO2-Verbrauch senken.
Ein weiterer Hebel der Gütertransportbranche, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren, ist das trimodale Gateway Basel Nord, das sich zum Ziel setzt, dass mindestens 50 Prozent der Containerverkehre von und nach der Schweiz auf der Schiene durchgeführt werden. Damit können über 100 000 LKW-Fahrten und somit rund 10 000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.
Flächenverbrauch: Weniger Fläche für mehr Güter
Ein durchschnittlicher Güterzug ersetzt 52 LKWs. Auf einer ähnlichen Transportfläche (Strasse und Schiene) wird deutlich mehr auf einmal transportiert. Um genau zu sein: Der Schienengüterverkehr benötigt rund fünfmal weniger Fläche für die gleiche Menge als Transporte auf der Strasse.
Nachhaltigkeit als Teil der Strategie SBB
Die SBB hat ein strategisches Zielbild bis 2030 definiert. Dieses setzt sie mit konkreten Zielen um. Eines davon ist die Nachhaltigkeit: Die SBB möchte ihre Treibhausgasemissionen halbieren. Um dies zu erreichen, spart die SBB Energie, setzt auf erneuerbare Energien, ersetzt klimaschädliche technische Gase und setzt auf Kreislaufwirtschaft. Die klimafreundliche, ressourcenschonende und im Vergleich zu Flugzeug, Bus und E-Auto unschlagbare Bahn leistet einen grossen Beitrag zum Klimaziel 2050 der Schweiz. Jährlich vermeidet die Schweiz dank des Schienenanteils am Verkehr den Ausstoss von rund fünf Millionen Tonnen CO2. Das entspricht zehn Prozent der landesweiten Gesamtemissionen.