Seit über 175 Jahren stellt die Mühle Mehl und weitere Produkte im Zürcher Kreis 5 her. Die Transporte von SBB Cargo sind für Swissmill zentral – sind doch Massengüter wie Getreide in hohem Mass geeignet, per Bahn transportiert zu werden. Das städtische Umfeld, aber auch veränderte Logistikbedürfnisse fordern die Transporte auf der Schiene. Mit dem Agrarkonzept gehen Swissmill und SBB Cargo die besonderen Bedürfnisse an.
Die Getreidemühle Swissmill ist eine Division der Coop-Genossenschaft und seit 1843 an diesem Standort am Sihlquai im Zürcher Kreis 5 ansässig. Seit vielen Jahren setzt Swissmill auf die Bahnbelieferung von Getreide. Die rund 20 Getreidewagen stellt SBB Cargo in mehreren Lieferungen täglich nach einem mit der Stadt abgestimmten Verkehrskonzept zu. Die Güterbahn fährt mitten durchs Quartier, um unterschiedliche Getreidesorten für die weitere Verarbeitung zu liefern. Mit einem Bahnwagen voll Getreide lassen sich nämlich drei LKWs ersetzen. Am Standort in Zürich werden jährlich über 200 000 Tonnen Getreide verarbeitet – das entspricht einem Drittel des Schweizer Gesamtbedarfs. Der Produktionsbetrieb gilt als versorgungsrelevant für die Schweiz und beliefert die Nahrungsmittelindustrie sowie den Detailhandel, wie beispielsweise Coop, die Landi und Volg.
Grosse Getreidemengen in unterschiedlichen Stückgrössen
Pro Tag bewegt Swissmill zwischen 900 und 1000 Tonnen Getreide bzw. Mahlprodukte. Erfolgt die Anlieferung zu über 95 Prozent per Bahn, so wird ein namhafter Anteil der so genannten Mühlennebenprodukte für die Mischfutterwerke zur Herstellung von Tierfutter rationell auf der Schiene in den Getreidewagen transportiert.
Die Mühle verarbeitet Brotgetreide wie Weizen, Roggen und Dinkel, Hartweizen für Teigwaren sowie Hafer und Mais. Hergestellt werden Mehle, Griesse sowie Haferflocken. Wird nicht das gesamte Korn verwendet wie bei Vollkornprodukten, fallen Kleienbestandteile als Nebenprodukte an. Diese werden zu Tierfutter verarbeitet.
80 Prozent der Hauptprodukte werden lose in speziellen Schüttgutbehältern per LKW zu den Bäckereien oder Pasta-Herstellern transportiert. 20 Prozent werden konfektioniert via Stückgutlogistik ausgeliefert, meistens per LKW, teilweise auch auf der Schiene, zum Beispiel zu einer Verteilzentrale des Detailhandels.
Getreide aus der ganzen Schweiz
Für Swissmill ist nicht nur die Bahnanbindung in Zürich ein wichtiges Thema. Das Unternehmen bezieht Getreide aus dem so genannten Getreidegürtel, der von Genf quer durch die Schweiz bis St. Margrethen und Landquart reicht. Die Bedienpunkte in den Regionen für die Zulieferung werden jedoch immer weniger, diverse Getreidesammelstellen fielen in den vergangenen Jahren ganz weg. In der Schweiz, aber auch in ganz Europa gibt es so immer weniger Verlademöglichkeiten. 50 bis 60 Prozent des verarbeiteten Getreides kommt aus der Schweiz, der Rest primär aus den europäischen Nachbarländern. In der Schweiz findet die Logistik per Bahn auf einer guten Infrastruktur statt – die langfristige Sicherheit für den Bahntransport ist jedoch immer weniger vorhanden. Wenn Investitionen anstehen, werden diese nicht getätigt, wenn kein langfristiges Commitment für die Bahn besteht. Je länger je mehr findet eine Verlagerung auf die Strasse statt, dies ist aber unsinnig bei klassischen Schüttgütern wie Getreide. SBB Cargo und fenaco – der Hauptlieferant der Swissmill, haben einen guten Ansatzpunkt gefunden, um den Bahntransport sicherzustellen: mit dem Agrarkonzept. Dabei werden Bedienpunkte gezielt während eines bestimmten Zeitraums bedient. Entsprechend muss SBB Cargo den Bedienpunkt nicht ganzjährig betreiben. So wird der Bahntransport für dieses klassische Gut sichergestellt.
Die Bahninfrastruktur für den Güterverkehr aufrechtzuerhalten ist eine staatspolitische Aufgabe. Getreide ist seit jeher ein klassisches Massengut und am nachhaltigsten auf der Schiene unterwegs.
Matthias Staehelin, Leiter Beschaffung und Behörden
Der Bau des neuen Kornhauses, das 2016 in Betrieb genommen wurde, war eine grosse Investition am Standort Zürich. Der Bau wurde mit einer städtischen Abstimmung im 2011 besiegelt, verbunden mit der klaren Erwartungshaltung der Stadt in Bezug aufs Betriebskonzept und den Gestaltungsplan. Der Anfahrtsweg per Bahn ist kompliziert, quert am Escher Wyss-Platz Tramschienen und führt am Wochenende oft mitten durch Partygäste. Der Güterzug mit den Getreidewagen trifft auf andere Verkehrsteilnehmende per Auto, Tram oder Bus sowie auf zahlreiche Fussgänger. Zur Hauptverkehrszeit darf aus diesem Grund kein Getreide per Bahn geliefert werden.
Aber: Die Stadt Zürich hat ausdrücklich gewünscht, dass Swissmill weiterhin auf Bahnzustellung setzt. Das ist für den schienenaffinen Produktionsbetrieb äusserst positiv: so lassen sich jährlich rund 8000 Lastwagenfahrten vermeiden und der CO2-Ausstoss wird um 96 Prozent reduziert.