Die Nachfrage nach Bahngütertransport boomt in Österreich. Im Jahr 2014 wurden von den aktuell 52 EVU in Österreich so viele Güter auf der Schiene transportiert wie nie zuvor. Davon profitieren sowohl die staatliche Rail Cargo Group (Teilkonzern der Österreichischen Bundesbahnen) als auch die privaten Bahngesellschaften. Josef Müller sprach mit Maria-Theresia Röhsler von Schienen-Control.
Der Schienengütertransport in Österreich boomt. Die Güterverkehrsleistung hat in 2014 mit 22,5 Mrd. tkm und einem Zuwachs von rund 6% gegenüber dem Jahr 2013 einen neuen Rekordwert erreicht. Insgesamt wurden 113 Mio. t Güter transportiert. Neben der Rail Cargo Austria (RCG) konnten auch fast alle anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) eine Steigerung verzeichnen. Dabei fällt auf, dass die privaten EVU ihren Marktanteil im transportierten Volumen von 25 auf mehr als 26% gesteigert haben, bei den tkm sogar von 19 auf 21,4%.
Mehr Transporte und Wettbewerber
Die Fakten gehen aus dem Jahresbericht 2014 der österreichischen Eisenbahn-Regulierungsbehörde Schienen-Control hervor, der von deren Geschäftsführerin Maria-Theresia Röhsler vorgelegt wurde. Österreich liege mit seiner Performance im internationalen Trend, der «grenzüberschreitende Bahnverkehr in Europa wird immer attraktiver», gibt sich Röhsler überzeugt. «Der europäische Wettbewerb wächst, zeigt die Analyse der Kooperationspartner im Güterverkehr», so die Managerin, die mit ihrem Team darüber wacht, dass jedes EVU diskriminierungsfrei Zugang zum österreichischen Bahnnetz hat.
Die grössten Mitbewerber für den Marktführer RCG sind Lokomotion mit einem Marktanteil von 5% und Cargo Serv mit 3,5% Marktbeteiligung. Dahinter folgen die LTE Logistik- und Transport, TX Logistik Austria und die Wiener Lokalbahnen Cargo.
Preis-Dumping unter den EVU
Der Kampf um den Transportkuchen führt unter den Akteuren zu Preis-Dumping. «Das ist wieder modern», sagt Andreas Mandl, Geschäftsführer von LTE. Seine Gruppe ist in acht Ländern zwischen Rumänien und Benelux mit eigenen Landesgesellschaften präsent und fährt in erster Linie Ganzzug-Verkehre. «Je länger der Transportweg, desto besser können wir unser Knowhow einsetzen», betont Mandl gegenüber ITJ. Zu den Kunden zählen Industrieunternehmen, Logistik-Dienstleister und Handelshäuser zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Mandl sieht für seine Bahn Potenzial bei jenen «Verladern, die glauben, dass das System Bahn nicht konkurrenzfähig ist und deshalb auf der Strasse fahren.»
Fünf neue Eisenbahnunternehmen haben 2014 in Österreich den Betrieb aufgenommen. Im Güterverkehr waren das die slowenische SZ Cargo, die ungarische Magyar Magánvasút sowie die heimische GEVD. Ausserdem erhielten die Franz Plasser Dienstleistungsgesellschaft und die Grampetcargo Austria Verkehrsgenehmigungen. Von den 52 EVU auf dem österreichischen Markt sind neun Akteure aus dem Ausland. Tatsächlich fahren derzeit allerdings nur 21 EVU im Güter-, fünf im Personen- und acht EVU im Güter- und Personenverkehr.