Premiere für SBB Cargo: Erstmals bringt die Gütertochter der SBB ihr Know-how in ein EU-Forschungsprojekt ein und hilft mit, praxisnahe Logistiklösungen zu entwickeln. Im Zentrum steht für SBB Cargo ein neuer Wagen für den kombinierten Verkehr. Dieser ermöglicht das vereinfachte Be- und Entladen von Containern direkt im Anschlussgleis der Kunden.
Am heutigen Montag fiel in Hannover der Startschuss des EU-Forschungsprojekts mit dem klingenden Namen «ViWaS». Für die Schweizer Bahn ist es ein Novum: Mit SBB Cargo wurde sie erstmals überhaupt ausgewählt, sich direkt in einem EU-Projekt zu engagieren. Gemeinsam mit neun weiteren europäischen Unternehmen und Institutionen erarbeitet die Schweizer Güterbahn in den nächsten drei Jahren zukunftsfähige Lösungen für den wettbewerbsfähigen Gütertransport auf der Schiene.
Im europäischen Wagenladungsverkehr sind innovative Lösungen gefragt. In der Schweiz begegnet SBB Cargo dem wirtschaftlichen Druck mit Pionierleistungen wie etwa effizienten Hybridloks zur umweltschonenden Zustellung von Wagen an ihre Kunden. Die neue Hybridlok Eem 923 von SBB Cargo findet derzeit europaweit grosse Beachtung. Ebenso der Ausbau kundenfreundlicher Lösungen im kombinierten Verkehr mit Containern und Wechselbehältern, die sich einfach und schnell von der Strasse auf die Schiene umladen lassen.
Doch nun geht es noch einen Schritt weiter: Im Zentrum der EU-Forschungsarbeit steht seitens SBB Cargo die Entwicklung eines neuen Wagentyps für Containertransporte. «Wir freuen uns, dass wir dabei mit der ETH Zürich und dem Wagenhalter Wascosa auf die Unterstützung von zwei kompetenten Partnern aus der Schweiz zählen dürfen», sagt Daniel Bürgy, Gesamtprojektleiter Kombinierter Verkehr. Der neue Wagen erlaubt ein vereinfachtes Be- und Entladen von Wagen mit Containern direkt im Anschlussgleis.
Im geplanten Gateway Limmattal sollen Container künftig nicht nur von der Schiene auf Lastwagen, sondern überwiegend für den Weitertransport auf der Schiene umgeschlagen werden. Container aus der ganzen Welt treffen gebündelt im Gateway ein, werden dort sortiert und per Bahn über bestehende Verteilnetze direkt zu den Kunden oder in die nahe gelegenen Umschlagsterminals befördert. «Das wird zu einer spürbaren Entlastung der Strasse führen, da wir eine weitere attraktive Transportalternative bieten können», betont Daniel Bürgy. Gleichzeitig profitiert so auch der Wagenladungsverkehr vom boomenden Containerverkehr, indem sich das WLV-Netz besser nutzen lässt.
«ViWaS»? Was ist das?
«ViWaS» steht für Viable Waggonload production Schemes, also zukunftsfähige Produktionsmodelle für den Wagenladungsverkehr. Die EU fördert das Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit 2,9 Mio. Euro. Ziele sind unter anderem die effizientere Bedienung der letzten Meile per Bahn, die bessere Nutzung des Rollmaterials, kürzere Transportzeiten oder eine höhere Transport- und Informationsqualität. Nebst SBB Cargo, der ETHZ und Wascosa beteiligen sich die HaCon Ingenieursgesellschaft (D), die Bentheimer Eisenbahn AG (D), die Eureka Navigation Solutions AG (D), Fret SNCF (F), Consorzio IB Innovation (I), Newopera Aisbl (B) sowie die Technische Universität Berlin zu den Partnern im Entwicklungsprojekt, das von September 2012 bis August 2015 dauert.