Die SBB AG will Partner für eine Minderheitsbeteiligung von 10 bis 49 Prozent an der SBB Cargo AG gewinnen, um damit die unternehmerische Ausrichtung der Konzerngesellschaft zu stärken. Interessenten können sich bis 5. Oktober 2018 beim beauftragten Beratungsunternehmen PwC melden.
Die verladende Wirtschaft in der Schweiz ist auf attraktive Bahnangebote angewiesen und hat ihre Logistik darauf ausgerichtet. Die SBB Cargo AG will auch in Zukunft einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Güterverkehr auf der Schiene sicherstellen. In den vergangenen Jahren wurde das Geschäft mit Fokus auf Eigenwirtschaftlichkeit saniert und die SBB Cargo AG konnte 2013, 2014 sowie 2016 seit langer Zeit wieder positive Ergebnisse schreiben. Dabei hat die Güterbahn ihre unternehmerische Leistung seit 2011 bis heute um 200 Millionen Franken gesteigert: Strukturelle Defizite aus den 90er Jahren wurden kompensiert und dank stärkerer Ausrichtung auf die Handelsbranche konnten die Folgen der Deindustrialisierung aufgefangen werden. Nach dem Rückschlag in 2017 hat die Division Güterverkehr im 1. Halbjahr 2018 wieder die Gewinnzone erreicht, das aktuelle Sanierungsprogramm greift.
Bereits 1999 war SBB Cargo in eine privatrechtliche Aktiengesellschaft umgewandelt worden mit dem Ziel, Joint Ventures mit Dritten eingehen zu können. Im Rahmen der Totalrevision des Gütertransportgesetzes (GüTG) 2015 regte die SBB an, SBB Cargo eigenständiger zu positionieren. Bundesrat und Parlament stimmten 2017 der Öffnung des Aktionariats für eine Minderheitsbeteiligung zu.
Partnersuche für SBB Cargo, aber ohne internationales Geschäft
Entsprechend will die SBB AG ihr Güterverkehrsgeschäft stärker unternehmerisch ausrichten. Dazu gehören schnellere und häufigere Verbindungen, reservierte Trassen und die Automation; dies alles trägt dazu bei, SBB Cargo auch mit steigenden Anforderungen in der Logistikkette der Kunden erfolgreich zu positionieren. Dem Güterverkehr zugute kommen auch die mit dem STEP Ausbauschritt 2030/35 vorgesehenen Ausbauten auf der Ost-West-Achse.
Zur stärkeren unternehmerischen Ausrichtung gehört insbesondere ein Partner. Die Suche für eine Minderheitsbeteiligung in der Höhe von 10 bis 49 Prozent startet heute. Sie umfasst das Güterverkehrsgeschäft im Inland inklusive Import- und Exportgeschäft – also den Wagenladungsverkehr, den kombinierten Verkehr sowie den Ganzzugsverkehr der SBB. Mit einer Beteiligung können Partner an der künftigen Entwicklung des Schweizer Güterverkehrs partizipieren und gemeinsam die Zukunft des umweltfreundlichen und zukunftsorientierten Verkehrs auf der Schiene mitgestalten.
Nicht Teil des Angebotes ist SBB Cargo International AG; heute ein Gemeinschaftsunternehmen von SBB Cargo AG (75%) und Hupac S.A. (25%). Hier ist das Partnerschaftsmodell seit 2011 erfolgreich umgesetzt. Per Anfang 2019 wird SBB Cargo International aus der SBB Cargo AG ausgegliedert und neu als eigenständige SBB Tochter geführt.
Bis und mit 5. Oktober 2018 besteht die Gelegenheit, Interesse an einer nachhaltigen Partnerschaft zu bekunden. Erster Ansprechpartner ist das Beratungsunternehmen PwC. Der Prozess soll bis Ende 2019 abgeschlossen sein.
Unternehmerische Selbständigkeit als Konzerngesellschaft
Die SBB AG wird ab 2019 die SBB Cargo AG stärker aus dem Konzern lösen und als Konzerngesellschaft führen. Dies erhöht die unternehmerische Selbständigkeit, ohne die wichtigen Vorteile der integrierten Bahn zu verlieren. Ab Anfang 2019 wird ausserdem der Verwaltungsrat der SBB Cargo AG um mindestens eine Drittperson ergänzt. Die Suche ist eingeleitet. Nach Abschluss des Partnerprozesses wird zudem ein neuer externer Verwaltungsratspräsident eingesetzt.