Fährt der Zug der Liberalisierung auf dem richtigen Gleis? Wohin entwickelt sich der europäische Schienengüterverkehr? Das wurde heute auf einem Forum des VDV am anderen Ende des Messegeländes in Halle B2 diskutiert.
Unter der Moderation von Dr. Martin Henke, Geschäftsführer Eisenbahnverkehr beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) diskutierten Dr. Alexander Hedderich, CEO der DB Schenker Rail AG und Dr. Bernhard Heyder, Leiter Servicezentrum Bahn und Standortservices beim Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen. Außerdem Vertreter der Mittelweserbahn, der RheinCargo GmbH&Co. KG sowie der TX Logistik AG. Beklagt wurden unisono die schwierigen Bedingungen, mit denen der Schienenverkehr in Europa – im Gegensatz zu anderen Regionen der Welt – zu kämpfen hat. Was aber nicht unbedingt etwas mit der begonnenen Liberalisierung zu tun hat, sondern vor allem mit strukturellen Veränderungen und steigende Kosten.
«Der Rückgang beim Anteil der Schiene am gesamten Transportaufkommen konnte zwar gestoppt werden», sagte Dr. Henke. Doch von der angestrebten Aufwärtsentwicklung durch die Liberalisierung sei man immer noch weit entfernt. Während anderswo auf der Welt die Schienentransporte doppelt so hoch sind wie in Europa, kämpfen hier viele Güterbahnen ums Überleben. Es sind vor allem die Ausgaben für Energie, Trassen, Zertifizizierungen und Zulassungen sowie technische Anforderungen ans Rollmaterial, die den Unternehmen zu schaffen machen. Durchschnittliche Steigerungen von 5 % im Jahr lassen sich nicht mehr durch Optimierung und Produktivitätssteigerung auffangen. Und die Preise können auch nicht erhöht werden. Denn das machen die Kunden nicht mit, wie BASF-Vertreter Dr. Heyder klipp und klar deutlich machte. «Die Kostensteigerungen fressen uns auf, wir können so nicht mehr wirtschaftlich arbeiten», klagte ein Vertreter der kleineren Bahnen auf dem Podium.
Während Ganzzüge und der Kominierte Verkehr durchaus Gewinne abwerfen, kommen die Defizite vor allem aus dem Wagenladungsverkehr (WLV). Hat dessen letztes Stündlein deshalb bereits geschlagen, wie einige der Podiumsteilnehmer meinten? «Nein», sagte ganz klar Dr. Alexander Hedderich von DB Schenker Rail AG. «Der WLV ist die Königsdisziplin der Eisenbahn, die werden wir nicht aufgeben». Auch wenn es schwierig sei. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, setze man ganz klar auf die stärkere Zusammenarbeit in Europa im Rahmen der Xrail-Allianz.
Der Güterbahnchef der DB nutzte dann auch gleich die Gelegenheit, um auf das morgige Xrail-Panel am «SwissMovers»-Stand aufmerksam zu machen und versprach einige «positive Neuigkeiten». Eine aus dem eigenen Unternehmen hob er sich als Überraschung bis zum Schluss auf: DB Schenker Rail AG hat gerade 110 neue Loks bestellt – als klares Bekenntnis zur Zukunft des Schienengüterverkehrs und als Signal für die gesamte Branche.