Die dritte Komponente des Ein-Personen-Betriebs ist die automatische Bremsprobe. Sie wurde von SBB Cargo gemeinsam mit dem Experten für Güterwagenmonitoring, PJ Messtechnik (PJM), und der österreichischen Rail Cargo Austria (RCG) entwickelt. Jetzt wird sie getestet.
Das Projekt ist bei SBB Cargo schon lange ein Thema: Der Ein-Personen-Betrieb. Was das bescheidene Innovationsteam über Jahre hinweg mit Partnerfirmen und -bahnen entworfen hat, wird jetzt real. Die meisten Komponenten sind umgesetzt und laufen bereits oder zumindest bald im Testbetrieb. Es ist daher Zeit, diese in einer kleinen Serie zusammenzufassen.
Die automatische Bremsprobe.
Die automatische Bremsprobe von SBB Cargo wird seit Ende August 2017 getestet. Sie wurde von SBB Cargo gemeinsam mit dem Experten für Güterwagenmonitoring, PJ Messtechnik (PJM), und der österreichischen Rail Cargo Austria (RCG) entwickelt. Jetzt wird sie an drei Testzügen in der Deutschschweiz eingesetzt. Die drei Kompositionen bestehen aus einmal zehn Wagen und zwei Mal fünf Wagen. Somit sind insgesamt 20 Wagen im Einsatz, die im Kombinierten Verkehr agieren. Dabei absolvieren die Fahrzeuge bis zum Ende der Tests insgesamt rund eine Million Kilometer. Zudem wird mehr als 500 Mal die Bremsprobe gemacht und somit schliesslich die Bremsen aller Wagen rund 10 000 Mal geprüft. Das System dahinter dokumentiert die Ergebnisse der automatischen Bremsprobe auf den Tablets des Bremsprobenverantwortlichen und leitet diese Daten direkt ans Projektteam weiter. Die kontinuierliche Analyse der Messergebnisse fliesst in die Weiterentwicklung des Produktes ein.
Eine halbe Stunde einsparen durch Automation.
Bisher ist eine automatisierte Bremsprobe an Güterwagen nicht möglich, da diese über keine Energieversorgung verfügen. Dieses Problem löst PJM über die Verwendung von Generatoren, die permanent während Fahrt Energie erzeugen und in einen Akku einspeisen. Bei der herkömmlichen Güterwagen-Bremsprobe müssen vor jeder Neuformierung eines Zuges die Bremsen von einem Mitarbeiter direkt am Wagen auf ihre Funktionalität überprüft werden. Dies kann bei einem 500 Meter langen Güterzug gut bis zu 40 Minuten dauern. Die Vorteile der automatischen Bremsprobe, welche nur rund 10 Minuten dauert, liegen damit auf der Hand – sie schafft enorme Effizienz im Rangierbetrieb.
Interoperabilität dank länderübergreifendem Projekt.
«Ich bin stolz, dass wir uns über die Landesgrenzen hinweg gefunden haben», sagte Nicolas Perrin, CEO von SBB Cargo, bereits im Mai 2017 an der Transportlogistikmesse in München. Damals unterzeichneten SBB Cargo, PJM und die österreichische RCG einen Vertrag zur Zusammenarbeit. Das gemeinsame Ziel ist es, einen intelligenten Güterzug länderübergreifend einzusetzen und damit die Grundlage für einen neuen Standard der In-Train-Kommunikation zu schaffen. Auch Dr. Clemens Först, Vorstandssprecher von Rail Cargo Austria bestätigt: «Die Kooperation mit der SBB ist ein wesentlicher Schritt im Schienengüterverkehr, weil die Bahnen nun endlich über die Grenzen hinaus etwas Gemeinsames entwickeln.» Dieses Pilotprojekt ist ein Meilenstein für die technologische Entwicklung im Schienengüterverkehr. «Schon jetzt zeigt sich, wie viel Potential die technologische Plattform der automatischen Bremsprobe bietet», berichtet Dr. Martin Joch, Geschäftsführer von PJM. So wird nicht nur die Interoperabilität garantiert, sondern auch offene Standards für den europäischen Warenverkehr erprobt. Darüber hinaus werden Sicherheit und Zuverlässigkeit im Schienenverkehr mit automatisierten Prozessen weiter erhöht.
Weitere innovative Projekte von SBB Cargo finden Sie unter: sbbcargo.com/innovation.