In Berlin stellten heute die CEOs der vier Güterbahnen DB Schenker Rail, TX Logistik, SBB Cargo und BLS Cargo gemeinsam ihre Anforderungen zur Entwicklung der von der EU-Kommission definierten Korridore für den europäischen Schienengüterverkehr vor. Speziell auf den Strecken von Rotterdam nach Genua sind nach ihrer Meinung noch erhebliche Infrastruktur-Engpässe zu beseitigen.
Auf Initiative der Gemeinschaft der Europäischen Bahnen und Infrastrukturgesellschaften (CER) einigten sich die Unternehmen auf ein Positionspapier (PDF-Download), dessen Inhalt jetzt gegenüber Politik und nationalen Infrastrukturbetreibern gemeinsam und nachdrücklich vertreten werden soll. Für ihre Untersuchung haben die Bahnen den bis 2015 geplanten Korridor 1 ausgewählt, der auch als „ Korridor A“ bezeichnet wird, und von Rotterdam (Niederlande) und Zeebrugge (Belgien) via Köln, Duisburg, Mannheim, Basel über zwei Trassen durch die Schweiz nach Genua an die italienische Mittelmeerküste führt. Auf dieser Strecke, die auch die neuen Infrastrukturen der Betuwelinie sowie des Lötschberg- und Gotthardbasistunnels umfasst, liegen heute laut der Studie zum Beispiel noch in Oberhausen, Basel, Chiasso und Mailand erhebliche Infrastruktur-Engpässe vor, deren Beseitigung eminent wichtig ist.
„Die Bahnen kämpfen nach wie vor mit unterschiedlichen nationalen Bestimmungen wie zum Beispiel aufwändige Zulassungsverfahren oder unterschiedliche Sicherheitssysteme. Diese Mehrkosten reduzieren die Vorteile des grenzüberschreitenden Verkehrs für die Bahn. Das widerspricht klar dem Ziel der Liberalisierung in Europa und benachteiligt die Bahnen im Wettbewerb mit der Strasse„, betonte SBB-Cargo-CEO Nicolas Perrin in Berlin. Die neue Infrastruktur – so die vier Güterbahnen in ihrem Papier – sollte unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit grundsätzlich so ausgelegt sein, dass Züge mit einer Länge von 1.500 Metern fahren können. Außerdem müsse eine signifikante Vereinfachung und Verbesserung der Abläufe erfolgen, die nur minimale operative Stopps vorsieht. Besonders die Interoperabilität sei eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit der Bahnen gegenüber der Strasse.
Beschlossen wurde im Rahmen der gemeinsamen Initiative auch eine internationale Koordination der Bauarbeiten, die mit dem geplanten Ausbau des Korridors verbunden sind. Zudem können – so die Studie – mehr Kapazitäten bei einem Vorrang auch von Güterzügen, harmonisierten Operationsprozessen und der Einführung von Fahrplantrassen, die auf Kunden- und Marktwünschen basieren, erreicht werden.