Endlich Feierabend

Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub hat nun sein Ende gefunden. Nicht dass ich es sehnlichst erwartet hätte, sondern es war einfach einmal so weit. Auf dem Weg nach Hause liess ich den vergangenen Tag nochmals Revue passieren, was war gut, was hat weniger überzeugt. Wo waren kleine Fehler, die nicht sein sollten? Die Probleme, die jeder Beruf hat, blieben so irgendwo auf dem Weg liegen. Mit einem gewissen Abstand blicke ich deshalb auf den heutigen Tag zurück.

Begonnen hat es überraschend ruhig, denn zuerst hatte ich eine kurze Zeit Reserve. Zeit, die ich gut gebrauchen konnte. So konnte ich doch das Neue und Wichtige in aller Ruhe lesen. Zudem hatte ich keine Leistung nach Bellinzona, so dass ich die Fahrt im Interregio als normaler Reisender geniessen konnte. Erneut Zeit, in der ich noch Arbeiten erledigen konnte, die in den vergangenen Wochen hätten gemacht werden sollen.

Es stellt sich nun die berechtigte Frage, warum ich denn nicht einen Zug zu führen habe. Nun, am Gotthard sind die Güterzüge nicht immer gleich trassiert. So kommt es, dass für einen Lokführer auf einem Teil seiner Arbeit schlicht der benötigte Zug fehlt. So muss er dann im Reisezug Platz nehmen.

Der Zug, den ich mit den mir zugeteilten Loks zu ziehen hatte, war fast 500 m lang Viele der angehängten Wagen waren am Morgen beladen ins Tessin gekommen und fuhren jetzt leer zurück zu neuen Aufgaben. Andere Wagen waren mit schweren Steinen beladen, die aus dem Tessin in den Norden transportiert werden. Leider können die Steine nicht in den Wagen vom morgen geladen werden, weil dieser nicht dazu geeignet ist. So gibt es halt in einem Güterzug immer wieder leere Wagen.

Das Besondere jedoch war die zusätzliche Lok, die ausgeschaltet überführt wurde. Sie war zu einem Unterhalt in Bellinzona und musste nun über den Gotthard in den Norden zurück. Da diese Maschine bereits über den neuen digitalen Zugfunk verfügt, durfte sie am Gotthard keinen Güterzug führen, denn bei Güterzügen ist auf dieser Strecke eine Funkverbindung zu allen anderen Zügen und den Stationen obligatorisch. Und hier gibt es Verständigungsprobleme. Damit die neue Lok den Weg zurück auch unbeschadet überstand, war ganz alleine ich verantwortlich.

Ihr Lokifahrer Bruno Lämmli

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