Als ich zur Arbeit erschienen bin, musste ich erfahren, dass mein eingeteilter Zug nach Basel gar nicht verkehrt. Den Verkäufern von SBB Cargo war es leider nicht gelungen, Last für diesen Zug zu finden. So hatte ich nur noch die Leistung von Basel nach Erstfeld. Nachdem aber ein Lokführer gefunden wurde, der auch diesen Zug übernehmen konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als auf Rhein und Basel zu verzichten.
Aus dem normalen Lokführer im Flachland wurde so sehr schnell wieder ein Gotthard-Lokführer. Meine Arbeit bestand zuerst aus einer Schiebelok nach Göschenen. Diese Lok war an dem Zug nötig, weil dieser fast 1600 Tonnen auf die Waage bringen würde (wenn es denn eine solche Waage gäbe). Bis zu 1400 Tonnen können wir die Wagen am Gotthard ziehen, bei schweren Zügen vermag die Kupplung der Belastung nicht mehr stand zu halten und reisst. Es wird dann einfach eine zusätzliche Lok am Schluss gekuppelt.
Diese Berghilfe ist nur auf der Bergfahrt bis Göschenen notwendig, denn auf der Talfahrt können die Wagen auch mitbremsen. So setzte ich mich mit einer Lok an den Schluss des Zuges und schob mit der Lok 300 Tonnen des Zuges nach Göschenen. Eigentlich keine schwere Arbeit, trotzdem muss man konzentriert arbeiten. Wenn ich die Schubkräfte überschreite, könnte der Wagen vor mir entgleisen, ein Streckenunterbruch wäre dann die Folge und die Güter würden ihr Ziel verspätet erreichen.
Nachdem ich mit der Lok wieder in Erstfeld war, bestand der restliche Tag darin, einigen Besuchern Hinweise und Tipps zum Depot zu geben. Hätte sich einer davon für eine Depotführung gemeldet, hätte ich diese durchgeführt und so dem Besucher erklärt, warum das Depot Erstfeld in Erstfeld ist und nicht in Altdorf oder an einem anderen Ort.
Ihr Lokifahrer Bruno Lämmli