Im Auftrag von Aeroexpress produziert Stadler 25 seiner Doppelstockzüge des Typs «Kiss» für den Export nach Russland. Der spektakuläre Transport aus der Schweiz, wo vier Züge gefertigt werden, begann Anfang September in der Ostschweiz mit der Zwischenstation im Auhafen Muttenz.
Der Auftrag für den Schweizer Schienenfahrzeughersteller Stadler seitens des russischen Unternehmens Aeroexpress über 25 doppelstöckige Züge stammt bereits aus dem Februar 2013, aber jetzt begann der Transport der ersten Einheit. Die neuen Züge sollen zwischen der Moskauer Innenstadt und den Flughäfen zum Einsatz kommen. Es handelt sich um neun sechsteilige und 16 vierteilige Kompositionen. Vier Einheiten werden im Werk Altenrhein gefertigt, die restlichen Züge kommen aus dem Stadler-Werk der weissrussischen Hauptstadt Minsk. Dort wird auch die komplette Inbetriebsetzung vorgenommen.
Kombinierter Verkehr – alternative Route
Weil die in der Schweiz produzierten Züge wegen ihrer Abmessungen nicht auf dem Schienenweg überführt werden können, wählte man einen kombinierten Transport. Insgesamt 20 Einzelwagen werden von der Ostschweiz bis in den Auhafen Muttenz in jeweils drei Nächten auf der Strasse überführt. Mit einer Gesamtlänge von knapp 50 m, einer Höhe von 5,20 m und einer grössten Breite von 4,20 m können sogar die kantonalen Ausnahmerouten vom Typ I nicht durchgängig befahren werden. So mussten im Kanton Aargau zwischen Endingen und Würenlingen auf eine Wohnstrasse und anschliessend auf einen teilweise unbefestigten landwirtschaftlichen Weg ausgewichen werden. Dabei werden von der Kantonsgrenze zwischen Thurgau und Zürich bis zur Kantonsgrenze Aargau und Solothurn statt der 88 km, die auf einer üblicherweise benutzten Route anfallen, insgesamt 120 km zurückgelegt.
Um den Ablauf eines derart komplexen Schwertransports planen zu können, hat man die vorgesehene Route per 3D-Laserscan vermessen lassen. Zusammen mit den spezifischen Fahrzeugdaten wurde mit einer speziellen Software eine Auswertung erstellt, die eine klare Aussage ermöglicht, ob und an welcher Stelle ein Problem bei der Passage auftreten könnte.
Der Weg von Basel nach Amsterdam wird auf einem Rheinschiff zurückgelegt. Auf einer Fahrt kann ein sechsteiliger Zug transportiert werden. Für die dritte Etappe kommt ein Küstenmotorschiff zum Einsatz, das über den Nord-Ostsee-Kanal den Fährhafen Sassnitz-Mukran erreicht. In Mukran werden die Einzelwagen auf ihre Breitspurdrehgestelle gesetzt und zu vier- oder sechsteiligen Zügen zusammengestellt. Diese können aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit eigener Kraft fahren. In Mukran ist ein Teil der Gleisanlagen in der russischen Spurweite von 1520 mm angelegt. Damit können die kompletten Züge auf die ebenfalls breitspurige Eisenbahnfähre rangiert werden, die nach Ust-Luga bei St. Petersburg verkehrt. Von dort werden die Züge nach Minsk überführt und in Betrieb gesetzt. Die Transporte der vier Züge werden bis zum Frühjahr 2015 abgeschlossen sein.