Wenn es eisig ist und schneit, braucht die Schweiz Salz. Viel Salz. Zum Glück gibt es eine grosse Salzproduktion im Land. Ein Besuch bei den Schweizer Salinen in Riburg (AG) zeigt, wie wichtig der Wagenladungsverkehr von SBB Cargo für unsere Landesversorgung ist.
«Kommt rasch – sonst fährt der Zug ab!», ruft Peter Schachtler, Leiter Supply Chain Management der Schweizer Salinen AG. Wir eilen durchs Werk Riburg, hin zur Bahnverladestation Streusalz. Ein eisiger Wind bläst uns entgegen. Es ist Mitte Januar, kurz vor neun Uhr morgens, minus vier Grad. Schnee liegt keiner im Mittelland – dafür gibt es in den Alpen endlich winterliche Bedingungen.
Bei den werkseigenen Anschlussgleisen sind die Silocontainer, jeweils zwei Container auf einem Wagen, bereit zum Salzverlad. Ein Mitarbeiter, der wie ein Kletterer von oben gesichert ist, steht auf dem zweitletzten Wagen und befüllt jeden Container mit einem mobilen Einfüllstutzen mit 28 Tonnen Streusalz. Die Mehrzahl der Container ist heute mit «Holcim» und «Fischer» beschriftet. «Das sind Zementsilocontainer», erklärt Peter Schachtler, «im Winter mieten wir sie zum Salzverlad.» Wohin geht die Fracht heute? «Ins Bündnerland, Wallis, Tessin und St. Gallen.»
Eine Viertelstunde später ist der Zug bereit. Eine Diesellokomotive bringt die Wagen an den Bahnhof Möhlin. Hier übernimmt SBB Cargo, fährt die Wagen zum Rangierbahnhof Limmattal oder Basel – und von dort im Einzelwagenladungsverkehr zu den 16 verschiedenen Regional-Terminals in der Schweiz. Am Zielort erfolgt der Umschlag der Container auf Lastwagen, welche das Streusalz in die regionalen Salzsilos der Kunden (Gemeinden und Kantone) bringen. Damit sind die Menschen im ganzen Land auch bei Eis und Schnee sicher unterwegs. Somit versorgen die Schweizer Salinen die gesamte Schweiz zuverlässig und solidarisch mit Salz.
So können wir auch in einem schneereichen Winter jederzeit flexibel die Versorgungssicherheit für die gesamte Schweiz gewährleisten.
Peter Schachtler, Leiter Supply Chain Management der Schweizer Salinen AG
Ein Schneehügel? Nein, Streusalz!
Das Werk Riburg bei Möhlin produziert 80 bis 90% des Schweizer Streu- und Regeneriersalzes. Die beiden weiteren Standorte der Schweizer Salinen in Schweizerhalle (BL) und Bex (VD) sind spezialisiert auf Speisesalz, Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftssalze etc. Total produzieren die Schweizer Salinen je nach Winter zwischen 450’000 und 600’000 Tonnen Salz pro Jahr. Der Anteil Streusalz liegt zwischen 30 und 50%. In Riburg werden jeden Tag acht bis zwölf Bahnwagen mit Streusalz beladen – an intensiven Schneetagen bis zu fünfzehn. Beim losen Salz liegt der Bahnanteil zurzeit bei 23% – wenn man die Paletten mitrechnet, bei rund 28%. «Bei weniger als 100 Kilometer ist der Strassentransport wirtschaftlicher als die Bahn», erläutert Peter Schachtler. «Aber wir wollen den Transport auf der Schiene verdoppeln.» Die Überlegungen dahinter wird er später erklären – zuerst nimmt er uns mit in eine grosse Halle. Palett an Palett reiht sich hier, darauf stapeln sich Säcke von Streusalz oder Regeneriersalz. Ein Mitarbeiter belädt einen Güterwagen von SBB Cargo – dieser wird nach Schaffhausen gehen. An einem strengen Wintertag werden hier acht bis neun Güterwagen beladen.
«Nun kommen wir zum Höhepunkt», sagt Peter Schachtler und schmunzelt. Wir schlängeln uns durch die verschiedenen Gebäude – auf einmal stehen wir vor einer immensen kuppelförmigen Lagerhalle. 33 Meter hoch, 120 Meter Durchmesser. Es handelt sich um die grösste freitragende Holzkuppel Europas… Darin türmt sich ein weisser Berg mit Streusalz! Aufgrund des milden Winters liegen die Lagerkapazitäten zurzeit bei zirka 170’000 Tonnen und die Lager sind gut gefüllt. «Bis im Herbst erreichen wir eine gesamte Lagerkapazität von 200’000 bis 250’000 Tonnen Salz», sagt Peter Schachtler. Umgerechnet ergäbe das einen Zug von 90 Kilometern Länge! «So können wir auch in einem schneereichen Winter jederzeit flexibel die Versorgungssicherheit für die gesamte Schweiz gewährleisten.»
Umwelt und Wirtschaft gehen Hand in Hand
Die Schweizer Salinen und SBB Cargo arbeiten seit rund 50 Jahren zusammen. Dass unser Land umfassend und rechtzeitig mit Streusalz versorgt wird, dazu trägt SBB Cargo wesentlich bei. Peter Schachtler ist sehr zufrieden mit der Partnerschaft. «Ende 2019 haben wir uns mit SBB Cargo und mit den beiden Transporteuren Hans Fischer Logistik und Bachmann Transporte zusammengesetzt und ein neues Transportkonzept entwickelt. Mit diesem wollen wir den Bahnanteil bis 2027 auf gut 45 Prozent verdoppeln. Dabei gehen Umwelt und Wirtschaft Hand in Hand.» Stolz erzählt er, dass die Schweizer Salinen dank ihrem Engagement im Bereich nachhaltige Schienentransportlösungen im Jahr 2021 Emissionseinsparungen von rund 2’200 Tonnen CO2-Äquivalent erzielt haben, ein Plus von rund 1’300 Tonnen CO2-Einsparung gegenüber 2020. Dies entspricht einer Einsparung von rund 9500 LKW-Fahrten oder einem LKW-Konvoi von 133 Kilometern.
Peter Schachtler weiss aber auch, dass die angestrebte Verdoppelung «Knochenarbeit» ist. «Wichtig für uns ist die Sendungspünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Themen im Bereich Buchungsprozess, Kundenversprechen und Kapazitäten sind erkannt und an SBB Cargo kommuniziert.» Nur mit konsequenter Umsetzung und gemeinsamem Effort könne man das Ziel «Verdopplung des Schienentransports» erreichen. «Ich bin überzeugt: Zusammen mit SBB Cargo werden wir die Schweiz künftig weiterhin mit möglichst viel Salz nachhaltig auf der Schiene versorgen.»