Heute ist es genau ein Jahr her, dass wir den Wagenladungsverkehr 2017 (WLV 2017) eingeführt haben. Ebenfalls vor einem Jahr wurde der längste Eisenbahntunnel der Welt in Betrieb genommen: Der Gotthard Basistunnel. Ein Rückblick.
Es war der 11. Dezember 2016: Fahrplanwechsel. Während einerseits der neue Gotthard Basistunnel offiziell in Betrieb genommen wurde, stellte die Einführung des WLV 2017 eine grosse Herausforderung für die Kunden im Einzelwagenladungsverkehr sowie auch die Mitarbeitenden von SBB Cargo dar. Der grösste Fahrplanwechsel in der Geschichte von SBB Cargo wurde während Jahren geplant und im Dezember letzten Jahres dann endlich mit Vorfreude, Spannung und auch ein wenig Respekt vor der Umstellung eingeführt. Rund 100 Mitarbeitende von SBB Cargo hatten damals den Kunden vor Ort bei der Umstellung des Systems geholfen.
Schwieriger Start, grosser Einsatz.
Trotz umsichtiger und intensiver Vorbereitung begann der Start von WLV 2017 enorm holprig, vor allem für die Kunden im Cargo Rail. «Es sieht so aus, als hätte SBB Cargo verlernt, wie man Eisenbahn fährt», sagte damals ein Walliser Kunde. In dieser Phase musste SBB Cargo Fehler in allen Teilschritten des Gesamtablaufs verstehen und beheben. So passte zum Beispiel die auf Basis 2015 bestellten Mengen im WLV nicht mehr auf die Transportanforderungen 2017 und es gab technische Probleme. «Wir mussten erkennen, dass mit WLV 2017 wirklich alles neu war, auch die Probleme und Lösungswege», erklärt Christoph Gabrisch, Leiter Wagenladungsverkehr rückblickend, «alte Erfahrungen halfen nicht weiter, hier mussten die Kollegen bei SBB Cargo rasch in einen Lern-Modus wechseln – das erforderte einen grossen Einsatz unserer Mitarbeitenden und ausdauernde Zuversicht.»
Alle Handlungsfelder auf grün.
Nach dem schwierigen ersten Halbjahr mit WLV 2017 haben sich die Abläufe inzwischen stabilisiert. Und im letzten Quartal 2017 konnte Christoph Gabrisch erstmals verkünden, dass alle Handlungsfelder auf Status grün sind – bei höheren Mengen als geplant. «Wir wollten ja viel früher soweit sein, aber trotzdem freue ich mich sehr über das erreichte Niveau und bin stolz auf alle Mitarbeitenden, die den WLV stabilisiert haben.» Jetzt werde dieser Erfolg so weitergezogen und im Jahr 2018 begonnen, gezielt auf Kundenanliegen zum Angebot im Cargo Rail bessere Lösungen zu finden. Kann man also sagen, die Einführung von WLV 2017 hat sich gelohnt? «Auf jeden Fall!», ist sich Christoph Gabrisch sofort sicher, «das alte ungesteuerte System mit täglich schwankenden Transportanforderungen war nicht zukunftsfähig. WLV 2017 hat unsere Leistungen für die Kunden planbarer, transparenter und verlässlicher als früher gemacht. Zudem haben wir mehr Kapazität im Einzelwagenladungsverkehr und damit wieder Möglichkeiten, mit unseren Kunden im Express und im Rail zu wachsen.»
Gotthard Basistunnel – Zahlen und Fakten nach dem ersten Jahr.
Neben der Einführung des WLV 2017 wurde auch der längste Eisenbahntunnel der Welt in Betrieb genommen: Der Gotthard Basistunnel. Dieser hat für die Nord-Süd-Strecke im Güterverkehr eine grosse Bedeutung. Die aktuell fünf auf der Gotthardachse operierenden Güter-Eisenbahnverkehrsunternehmen (Güter-EVU) bewerteten das erste Betriebsjahr nach der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels vorbehaltlos als gut und positiv. Die Betriebsabwicklung verläuft in hoher Zuverlässigkeit und Produktionsqualität, so dass die vorgegebenen Trassenzeiten zur Tunneldurchfahrt eingehalten und teilweise sogar unterschritten werden können. Der Anteil des Güterverkehrs durch den GBT auf der Schiene beträgt im ersten Betriebsjahr rund 64 Prozent. Nach dem saisonal bedingt geringen Verkehrsaufkommen in den ersten Wochen nach Fahrplanwechsel hat der Güterverkehr seit Februar 2017 die regulären Mengen von bis zu 116 Zügen pro Tag erreicht. Davon entfallen knapp 85 Prozent der Güterzüge auf SBB Cargo und SBB Cargo International. Auch die festgelegten Zuglasten (Nord-Süd: bis 1600 Tonnen, Süd-Nord: bis 1400 Tonnen) sind gewährleistet. Durch den Wegfall der Fahrt via Bergstrecke können die Güterzüge mit weniger Loks und effizienter über die Gotthardachse geführt werden. Der volle Effizienzgewinn wird dann Ende 2020 mit der Inbetriebnahme des Ceneri Basistunnels und dem 4-Meter-Korridor zwischen Basel und Chiasso Realität.