Hoher Besuch heute Nachmittag am Stand von SBB Cargo auf der transport logistic in München: Die Chefs von sieben europäischen Güterbahnen trafen sich zur Xrail Panel Session, um über den Wagenladungsverkehr zu reden.
Zu Xrail, der im Februar 2010 von ihnen gemeinsam gestartete Produktionsallianz zur Stärkung des internationalen Einzelwagenverkehrs, konnten sie auf der Veranstaltung bereits eine erste positive Bilanz ziehen: Seit Herbst 2010 werden mittlerweile mit 150 Relationen rund 10 Prozent aller Transporte im europäischen Einzelwagenverkehr zwischen den Partnern nach Xrail-Standard erbracht.
Bis Ende des Jahres 2011 sollen die angebotenen Relationen auf 450 verdreifacht werden. Die Allianz will damit rund 25 Prozent Marktabdeckung im europäischen Einzelwagennetzwerk erreichen. Im kommenden Jahr soll sich der Anteil sogar auf bis zu 40 Prozent erhöhen. Xrail bietet den Kunden zuverlässigen und serviceorientierten Einzelwagenverkehr in Europa – bei verbesserter Transparenz der Datenverfügbarkeit während des gesamten Transportes.
„Die Allianz wird zuverlässige Schienengüterverkehre in Europa vorantreiben und die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene nachhaltig verbessern. Mit Xrail wird der Marktanteil für den Einzelwagenverkehr und den europäischen Schienengüterverkehr insgesamt in Zukunft gesteigert. Einheitliche Produktionsstandards werden verstärkt manuelle und von Ausnahmen geprägte Prozesse ablösen“, so Ferdinand Schmidt, Vorsitzender des Aufsichtsrates von Xrail, heute in München.
Allerdings fehlen mit den Güterbahnen in Italien und Frankreich noch zwei wichtige Player am Markt bei dieser Kooperation. „Wir sind offen für alle Partner, die wichtige europäische Wirtschaftszentren abdecken“, betonte Nicolas Perrin, CEO von SBB Cargo in der Diskussion. In Norditalien, einer bedeutsamen Region für den Wagenladungsverkehr, koordinieren die drei Xrail-Partner DB Schenker Rail, SBB Cargo und Rail Cargo Austria bereits ihre Aktivitäten. Dr. Alexander Hedderich, Vorstandsvorsitzender der DB Schenker Rail Deutschland AG, zeigte sich pessimistisch, was eine Beteiligung der italienischen Staatsbahn Trenitalia an der Allianz angeht. Anders sei dagegen die Situation in Frankreich, wo die SNCF für ihren Güterbereich gerade ein neues Business-Modell entwickele. Dass könne eine Chance zur Erweiterung der Xrail-Allianz bieten.
Dabei werden wohl auch die Kunden entsprechend Druck machen. So zeigte sich Jacques Koch, General Manager des französischen Stahlkonzerns ArcelorMittal für Purchasing Procurement und Kunde von Xrail, auf der Veranstaltung von der Qualität und den Leistungskriterien überzeugt: „Der Einzelwagenladungsverkehr ist ein Schlüsselelement in der Supply Chain und deshalb entscheidend für das Wachstum der europäischen Industrie. Xrail spricht Themen an, die für den Kunden von großer Bedeutung sind: höhere Zuverlässigkeit und Leistung sowie größere Transparenz. Dies sind zwei wesentliche Voraussetzungen für das Überleben des Einzelwagenladungsverkehrs in Europa und für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft.“ Gerade in der Stahlindustrie, die ihre Transporte zur Hälfte mit der Güterbahn abwickelt, sei das Xrail-Konzept ohne Alternative. Andernfalls müsse man wieder auf den Lastwagen umsteigen – mit allen negativen ökologischen Folgen.
„Wir schätzen ganz besonders die Transparenz und die Zukunftsperspektiven, die uns diese Allianz bietet, und die uns auch bei unserer Planung hilft“, so Markus Helg, Leiter Internationaler Transport des Xrail-Kunden Migros aus der Schweiz. Denn gerade im Lebensmitteltransport mit seinen leicht verderblichen Waren sei Pünktlichkeit und hohe Zuverlässigkeit das A & O. Transparente Datenverfügbarkeit vor, während und nach dem Transport auf einheitlichem Niveau verbessert die Kundeninformation. So erhalten die Kunden bei den Xrail-Angeboten der einzelnen Bahnen beispielsweise Informationen über Verzögerungen einzelner Wagen zur geplanten Transportzeit. Dies war bislang nicht möglich. Auch die Transportunternehmen außerhalb des Xrail-Netzwerkes profitieren davon, präzisere Zeitangaben bei Transportabweichungen zu erhalten.
Die Allianz aus sieben europäischen Güterbahnen – CD Cargo (Tschechien), CFL cargo (Luxemburg), DB Schenker Rail (Deutschland), Green Cargo (Schweden), Rail Cargo Austria (Österreich), SNCB Logistics (Belgien) und SBB Cargo (Schweiz) – arbeitet an einer weiteren Verbesserung der Qualität des bestehenden Angebotes, indem beispielsweise der Einsatz verfügbarer Ressourcen vereinfacht und ein gemeinsames Kapazitätsmanagement entwickelt wird. „Im zweiten Schritt werden wir das Angebot und die Marktabdeckung für unsere Kunden ausweiten“, so Ferdinand Schmidt heute. Allerdings sei die Komplexität der Integrationsprozesse nicht zu unterschätzen.
Doch es gebe keine Alternative zu dem Konzept aus der bisherigen „Black Box Wagenladungsverkehr“, bei der bei jedem Grenzübertritt Informationen verlorengehen, eine transparente Logistikkette zu schmieden. Denn in diesem Segment habe die Schiene in Europa nur einen Marktanteil von 10 Prozent, während der Lastwagenverkehr 90 Prozent abdeckt. „Xrail hilft uns allen gemeinsam, den Anteil des umweltfreundlichen Schienengüterverkehrs auch in diesem Bereich zu steigern“, zeigte sich Gastgeber Nicolas Perrin bei der heutigen Xrail Panel Session überzeugt.