«Das automatisierte Fahren kommt»

Bei der Deutschen Bahn laufen Versuche mit Zügen ohne Lokführer. In weniger als fünf Jahren sollen sie aufs Gleis gesetzt werden — noch bevor die Autohersteller fahrerlose Personen- und Lastwagen serienmässig auf die Strasse bringen.

DB Lok

Während das Thema «autonomes Fahren» für die Automobilindustrie voll im Trend liegt und überall auf der Welt Pilotprojekte laufen, galt es für die Bahnbranche bisher als Tabu. Auch wenn sich viele Fahrgäste vorstellen können, in einem Zug ohne Lokomotivführer zu reisen, haben die Verantwortlichen der Eisenbahn bisher abgewunken: zu kompliziert, nicht sicher genug, zu teuer.

Doch jetzt hat die Deutsche Bahn (DB) eine Kehrtwende vollzogen und könnte bereits in absehbarer Zeit fahrerlose Züge einsetzen. «Wir können uns das vorstellen. Derzeit finden bereits einige Pilotprojekte statt», sagte DB-Chef Rüdiger Grube in einem Zeitungsinterview. «Und wir wollen nicht nach der Autoindustrie damit beginnen, sondern schon früher.» Das wäre also bereits vor dem Jahr 2020, in weniger als fünf Jahren.

Die Deutsche Bahn bereits testet seit geraumer Zeit fahrerlose Züge und Loks, zum Beispiel bei ihrer sächsischen Tochter Erzgebirgsbahn. Ab nächstem Jahr sollen im Güterverkehr Streckenloks mit entsprechender Technik ausgerüstet werden. Ein weiteres Feld – so Grube – seien auch automatische Rangierloks. Die autonom fahrende Bahn werde jedoch nicht über Nacht kommen, sondern es gebe eine Übergangszeit. Ein erster Einsatz sei am ehesten dort vorstellbar, wo es auf dem Schienennetz keinen Mischbetrieb gibt – also sich Güterzüge, Nahverkehrsbahnen und ICE-Züge kreuzen.

Denn das macht die technischen Voraussetzungen komplexer als bei geschlossenen Systemen wie etwa einer U-Bahn. Sensoren, die nicht nur an den Strecken, sondern (wie bei fahrerlosen Automobilen) auch an den Fahrzeugen angebracht werden, sollen Hindernisse schnell erkennen und Züge schneller stoppen. Funktioniert diese Technologie, könnte sie schwere Unfälle verhindern, wie sie heute immer noch regelmässig an Bahnübergängen stattfinden.

«Das automatisierte Fahren kommt, das bietet auch der Bahn Chancen. Dem können und dürfen wir uns nicht entziehen», sagte der DB-Chef im Interview. Wenn das Thema in der Autoindustrie ein Zukunftstrend sei ist, dann müsse das auch für die Schiene gelten. Zumal die Bahn bereits heute von moderner Leit- und Sicherungstechnik unterstützt werde, die mit der zunehmenden Digitalisierung in Zukunft auch die Steuerung der Züge komplett übernehmen könne. Jedoch müsse bei einer Automatisierung der Komplexität des Netzes und des Bahnbetriebs Rechnung getragen werden.

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