Zweifel-Chips: Knusprige Erfolgsformel

Rund 80 Millionen Beutel Chips und Snacks produziert die Zweifel Pomy-Chips AG pro Jahr. Der Weg zum Kunden ist detailliert geplant: «Ohne Logistik läuft gar nichts», meint Firmenchef Mathias Adank. 

Die Mengen, die bei der Zweifel Pomy-Chips AG verarbeitet werden, haben es in sich: Hauptsächlich sind es rund 24 000 Tonnen Kartoffeln, geerntet von 400 Schweizer Bauern. Hinzu kommen 2500 Tonnen Speiseöl und 400 Tonnen Salz und Gewürze. Sämtliche Prozesse hat das Unternehmen nach neustem Stand der Technik rationalisiert. Es ist Ergebnis eines in den letzten Jahren realisierten umfangreichen Logistikprojektes.

Dazu gehörte die Konzentration der Produktion auf ein Werk in Spreitenbach AG. Zudem wurde der Warentransport von Roll- auf Europaletten umgestellt, das Fliess- durch ein automatisiertes Hochregallager ersetzt. Das Unternehmen hat in die Aufrüstung eine höhere zweistellige Millionensumme investiert. «Das neue System erlaubt uns effiziente Abläufe mit elegant getrennten Warenflüssen», sagt Logistik- und Produktionsdirektor Pietro Realini. Wir stehen am Ausgangspunkt der Produktion. Die Kartoffeln verschwinden in einer gigantischen Anlage – ausgeklügelte Hightech-Prozesstechnologie für eine wundersame Metamorphose. Wenig später leuchten an den Schnittstellen, zwischen Förderbändern und einzelnen Maschinen, hauchdünne Scheibchen auf. Und kurz nachher liegen sie fertig da, verwandelt in gelbe Chips, verschweisst und verpackt.

Cargo Magazin 2/2014

Im neuen Cargo Magazin dreht sich alles ums Thema Unternehmertum. Das Heft ist erhältlich ab dem 29. Mai 2014. Zum Abo.
Im neuen Cargo Magazin dreht sich alles ums Thema Unternehmertum. Das Heft ist erhältlich ab dem 27. Mai 2014. Zum Abo.

Der Verarbeitungsprozess lässt sich leicht mit der Nase verfolgen: Es riecht zuerst erdig, dann nach heissem Öl, schliesslich nach Gewürzen und zuletzt neutral. Was in den Maschinen passiert, ist ein Raspeln, Rüsten und Frittieren, wie es in jeder Küche stattfinden könnte. Nur geschieht es hier im industriellen Massstab, unglaublich schnell und vollautomatisch. Der Laie wundert sich, dass 24 000 Tonnen Kartoffeln lediglich 8000 Tonnen «trockene» Chips und Snacks ergeben. Der Gewichtsverlust erklärt sich mit dem Wasser im Rohstoff, das im Laufe des Prozesses grösstenteils verdampft.

Nachtsprung ab Zürich-Altstetten

Die verpackten Chips und Snacks, rund 80 Millionen Beutel pro Jahr, landen auf Paletten, die über eine Brücke ins Hochregallager rollen. Dort stehen als Zwischenstation 5400 Plätze auf elf Ebenen zur Verfügung. Über ein Jahr werden hier knapp 200 000 Paletten umgeschlagen. Die Auslieferung erfolgt über 15 Schwerkraftrollbahnen und fünf LKW-Rampen. Im Schnitt sind es rund zwei Dutzend LKW-Ladungen, die täglich aus dem Zentrallager in Spreitenbach weggehen. Entweder direkt zu Migros und Coop, oder in die 13 firmeneigenen Regionalverteilzentren. Nach den Standorten in der Westschweiz, also nach Le Mont VD und Conthey VS, sowie in den Tessin erfolgt der Transport im Nachtsprung ab Zürich- Altstetten auf der Schiene.

Das Sortiment von Zweifel hat sich innerhalb von 20 Jahren vervierfacht. Es umfasst heute einschliesslich der Verpackungsgrössen rund 500 Artikel. Zu deren Bewirtschaftung setzt die Firma auf eine eigene Lagersoftware und natürlich auf SAP. Realini betont: «Ohne die Rechner- Software liessen sich die aktuellen Mengen und Sortimente unmöglich steuern.»

«Logistik allein macht den Erfolg zwar noch nicht aus, aber ohne Logistik läuft gar nichts», meint Firmenchef Mathias Adank. Dabei gehe es nicht einfach um den Transport der Waren von A nach B, sondern auch um Qualität und Frische. Die Rede ist nun vom Frischeservice, dem eigentlichen Erfolgsgeheimnis des schweizerischen Marktführers für Chips und Snacks. Das Besondere daran ist, dass Zweifel abgelaufene Ware gratis zurücknimmt und dem Händler so das Risiko nichtverkaufter Ware erspart. Als der einstige Patron Hansheinrich Zweifel diese revolutionäre Dienstleistung vor über 50 Jahren einführte, schüttelten darüber manche den Kopf. Doch der Frischeservice hat sich bis heute bewährt, auch wenn er einen beträchtlichen logistischen und personellen Aufwand erfordert.

Täglich schwärmt eine Flotte von 120 Fahrzeugen aus den 13 Regionalverteilzentren in alle Ecken der Schweiz und bedient 22 000 Kunden: Detailhändler, Restaurants, Tankstellen- und Covenience- Shops, Kioske. Die Rechnung geht auch für den Hersteller auf: Der Jahresumsatz, der bei Zweifel in den sechziger Jahren noch unter einer Million Franken lag, ist mittlerweile bei über 210 Millionen Franken angelangt.

Innovation über Generationen

Adank sieht in der Verknüpfung von Tradition und Innovation einen weiteren Erfolgsfaktor. Einerseits stehen dafür die berühmten Paprika-Chips, ein Dauerbrenner seit den Anfängen. Andrerseits lanciert Zweifel laufend neue Kreationen, in diesem Jahr zum Beispiel sieben Spezialitäten aus Nüssen. Ältere Konsumenten verbinden mit den Snacks und Chips vor allem schöne Erinnerungen an Grillpartys und Sommerfeste. Die Jüngeren hingegen müssen zuerst einmal gewonnen werden. «Die richtige Kommunikation ist dabei entscheidend», so Adank. Die Facebook- Fangemeinde von Zweifel zählt heute fast 120 000 Freunde. Der Chef ist überzeugt, dass die Chips noch einige Zeitströmungen und Generationen überleben werden. Das Objekt der knabbernden Begierde bleibt dank Zweifel zweifellos weiterhin angesagt.

#cargomag
Im neuen Cargo Magazin 2/2014 portraitieren wir in der Titelgeschichte mit dem Kaffeemaschinen-Hersteller Schaerer und dem Düngemittel-Produzenten Hauert zwei weitere erfolgreiche Schweizer Unternehmer. Sie sind auf ihrem Gebiet wegweisend – nicht zuletzt dank logistischen Höchstleistungen.

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