Zukunft der Logistik (3): Bedenken gegen die «Monstertrucks»

Sie messen mehr als 25 Meter und befördern bis zu 60 Tonnen. Doch die neue Generation der langen und schweren Lastzüge stösst bei Verkehrs- und Umweltverbänden auf Kritik.

Sie sind so lang wie ein Personenzugwagen, verteilen ihre Last auf acht Achsen und werden seit vier Jahren im Feldversuch erprobt. Mehr als 400 dieser 25,25 Meter langen «Gigaliner» sind bereits auf deutschen Strassen unterwegs. Bisher waren hier nur Gespanne bis zu einer Länge von 18,75 Meter zugelassen. Offiziell heisst die neue Generation schwerer und langer Lastzüge «EuroCombi», Kritiker nennen sie auch «Monstertrucks».

Gigaliner Langer LKW auf der Autobahn
Der Gigaliner: Kritiker nennen ihn auch «Monstertruck».

Während sich Speditionsgewerbe, Handel und Industrie von der Einführung der bis zu 60 Tonnen schweren Fahrzeuge weiteres Wachstum und massive Kosteneinsparungen versprechen, sind die meisten Verkehrs- und Umweltverbände dagegen. Denn sie rechnen mit mehr Strassenschäden, einer stärkere Belastung von Brücken und Tunnels und einer eingeschränkten Sicherheit. Denn die Leitplanken an den Autobahnen seien zu schwach, die Nothaltebuchten in Tunneln zu klein und Lichtsignale oder Bahnübergänge müssten neu auf die Giganten abgestimmt werden.

Die EU möchte die «Gigaliner» auf allen Strassen und damit auch durch die Schweiz fahren lassen. Bereits früher setzte sie Signale, dass sie die normalen LKW-Längen erhöhen will. Schweizer Umweltverbände haben deshalb zusammen mit Organisationen vieler EU-Länder die Kampagne «Stopp 60-Tönner» gestartet. Auch der Touring Club Schweiz, der Automobil Club der Schweiz, der Transportunternehmer-Verband und die SBB verweisen auf die Eigenarten der schweizerischen Strassen und sind für die Beibehaltung der heute geltenden Gesetzesgrundlagen.

In Deutschland sperren sich bisher sieben Bundesländer gegen den Feldversuch, die aktuelle Testflotte darf deshalb nur rund 10 000 Kilometer deutscher Strassen befahren. Doch im ersten Zwischenbericht der «Bundesanstalt für Strassenwesen», der im vergangenen September veröffentlicht wurde, fiel die Bilanz zugunsten der Riesen-Lastwagen aus. Es hätten sich im Feldversuch «keine wirklichen Probleme» gezeigt. Zwei «Gigaliner» könnten drei reguläre Lkw ersetzen und dadurch bis zu 25 Prozent Sprit bei gleicher Transportmenge sparen. Und da die Last auf acht statt den bei herkömmlichen Lastwagen üblichen fünf Achsen verteilt werde, würden Strassen und Brücken nicht über Gebühr belastet.

Teile der Politik in Deutschland drängen deshalb auf eine rasche Zulassung. Doch sicher ist das noch nicht. Denn neben den zu erwartenden Kosten für den notwendigen Infrastruktur-Ausbau auf den Autobahnen und Landstrassen wird auch das falsche Signal für das Ziel, mehr Güter auf der Schiene zu befördern, befürchtet. Zumal sich die Spirale immer weiter dreht: In Skandinavien, wo die Lkw-Riesen bereits offiziell unterwegs sind, dürfen sie schon bis zu 80 Tonnen schwer sein.

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