Chüschtig, Fasnachtschüechli

fasnachtschuechli.JPGAls Lokführer transportiere ich ja (fast) alles: Bananen, Stahl oder Baumstämme. Aber einmal im Jahr ist die Fahrt doch etwas Besonderes und es duftet auch besonders. Nach Fasnachtschüechli. Was das ist, weiß jeder Schweizer – aber falls Sie nicht zu diesen Glücklichen gehören, dann erkläre ich es Ihnen.

Wie Sie sich sicher schon gedacht haben, dieses verführerische Gebäck gibt es nur in der Fastnachtszeit, also vom ersten Tag nach Weihnachten bis zum Morgestraich in Basel. Der war in diesem Jahr am 26. Februar. In einer solchen Saison werden rund 720 Tonnen der leckeren, frittierten Chüechli hergestellt, und müssen vom Produktionsort – zum Beispiel der Migros-Bäckerei Midor in Meilen am Zürichsee – überall dahin transportiert werden, wie die Leute sie essen mögen.

Das klingt einfacher, als es ist. Denn die Leckereien werden noch warm mit Puderzucker bestäubt und verpackt, und zwar sehr vorsichtig. Denn sie sind nicht nur sehr chüschtig („schmackhaft“ heißt das wohl auf hochdeutsch), sondern auch sehr leicht – und sehr zerbrechlich. Deshalb müssen rund 12.500 Paletten in 330 Bahnwaggons geladen werden, um die frische Ware an ihren Bestimmungsort zu bringen.

Das macht auch einen besonderen Einsatz nötig. In Meilen beladen die Mitarbeiter der Bäckerei Midor bis zu zehn Waggons täglich an einem eigenen Gleisanschluss. Und die gefüllten Schiebewandwagen werden von SBB Cargo dreimal täglich zum Limmattaler Rangierbahnhof verfrachtet. Über Nacht erfolgt der Transport an die regionalen Migros-Genossenschaften und am nächsten Morgen können sich die Kunden die luftig-leichten Köstlichkeiten schon auf der Zunge zergehen lassen. Eigentlich schade, dass die Fastnachtszeit so kurz ist …

Ihr Lokifahrer Bruno Lämmli

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