Im Tunnel verrechnet

Immer wenn ich durch den Gotthard fahre, dann fällt mir derjenige ein, dem wir diese Eisenbahnverbindung überhaupt verdanken: Louis Favre. Zehn Jahre lang wurde unter seiner Aufsicht unter schwierigsten Bedingungen an der Strecke gebaut. Und obwohl der Bau sicher viele Opfer gefordert hat, gehört seine Geschichte zu den tragischen: Favre starb in einem Tunnel an der panischen Angst, er habe sich verrechnet und die beiden Richtstollen würden nie aufeinander treffen.

Dabei lag sein einziger Rechenfehler bei der Länge der Bauzeit. Und der Gotthard-Tunnel wurde viel später als geplant und mit höheren Kosten dann doch noch fertig gestellt, damals allerdings zuerst nur einspurig.

neat.jpgDerzeit wird ja wieder gebaut am Gotthard. Unter ganz anderen Bedingungen als für die Pioniere damals. Aber auch heute gibt es Herausforderungen. Die Neue Eisenbahn Alpentransversale (NEAT) besteht vorerst nur aus Tunneln am Gotthard und am Ceneri. Deren Baustellen können schon vom Zug aus in Erstfeld, Amsteg, Faido und Bodio „besichtigt“ werden.

Wenn alles einmal fertig sein wird, dann ist der Gotthard-Basistunnel mit einer Länge von 57 Kilometern nicht nur der längste der Welt, sondern auch ein wirkliches technisches Meisterwerk seiner Zeit. So wie vor 125 Jahren schon mal. Aber bis dahin wird es wohl noch 10 Jahre dauern. Wenn sich nicht wieder jemand verrechnet hat.

Ihr Lokifahrer Bruno Lämmli

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