Im bevölkerungsreichen Kanton Zürich ist die Ver- und Entsorgung der Ballungsräume zunehmend eine Herausforderung.
Gesucht sind Lösungen, die einerseits die Flächenknappheit, andererseits die Klimathematik adressieren. Mit dem Projekt Urban Mining Logistics entwickelte SBB Cargo gemeinsam mit der Spross Transport und Recycling AG einen innovativen Cityhub, der gleichzeitig als Produktionsort für Recyclingbeton dient.
Cargo Magazin 1/23
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Urban Mining bedeutet, Rohstoffe in Produkten und Infrastrukturen nach Gebrauchsende weiter zu nutzen, dabei ist die Stadt selbst der Rohstofflieferant. Urban Logistics steht für die optimale Nutzung zentraler Logistikflächen bei knappen städtischen Infrastrukturen. SBB Cargo und Spross haben beides kombiniert und einen geschlossenen Materialkreislauf auf der Schiene geschaffen.
Schon seit 2017 betreiben Spross und SBB Cargo im Hardfeld einen Cityhub mit Bahnanschluss. Bauschutt und Siedlungsabfälle werden hier gesammelt und der Wiederverarbeitung zugeführt – alles auf der Schiene. Mit dem Projekt Urban Mining produziert Spross auf dem Areal Hardfeld aus dem gesammelten, sortierten und aufbereiteten Beton- und Mischabbruch Recyclingbeton. Dieser kann wiederum für neue Bauprojekte verwendet werden. Alle Transporte erfolgen dabei konsequent über die Schiene: Primär- und Sekundärrohstoffe gelangen auch von weit her via Bahn zum Hub.
Projekte wie dieses unterstreichen, dass das Güterverkehrs- und Logistikkonzept nicht nur ein Auftrag an die kantonalen Stellen ist. Vielmehr ist es auch ein Orientierungsrahmen für Dritte und schafft Anreize für Innovationen, die dazu beitragen können, mehr Menschen und Unternehmen im bestehenden Siedlungsraum effizienter zu versorgen.
Darüber hinaus ist der Cityhub ein wichtiger Bestandteil der vom Kanton Zürich 2021 beschlossenen gesetzlichen Grundlage, Aushub- und Kies mit der Bahn zu transportieren. Die Bahntransportpflicht gilt für grosse Bauprojekte mit einem Gesamtvolumen von über 25 000 Kubikmetern. SBB Cargo und Spross haben auch hier für den Markt ein Angebot erstellt, das der aktuellen Gesetzeslage entspricht.
Nachgefragt
Herr Schneeberger, welchen Herausforderungen stehen Güterverkehr und Logistik im Kanton Zürich gegenüber?
PS: Zum einen geht der Kanton in den nächsten 25 Jahren von einem starken Bevölkerungswachstum aus. Die zweite Herausforderung ist die Siedlungsentwicklung nach innen.
Also mehr Menschen und weniger Platz?
PS: Ganz genau. Die Logistikflächen sind einem immer stärkeren Wettbewerb mit anderen Nutzungen ausgesetzt. Hinzu kommt die Frage der CO2-Belastung. Das Güterverkehrs- und Logistikkonzept (GVLK) soll auch ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig der Güterverkehr, insbesondere auch auf der Schiene, für die Ver- und Entsorgung in Ballungsräumen ist.
In der Gesellschaft ist es wichtig, vorausschauend zu sein.
Paul Schneeberger, Projektleiter Richtplanung und Güterverkehr, Amt für Mobilität Kanton Zürich
SBB Cargo und Spross bewirtschaften gemeinsam den Cityhub im Hardfeld…
PS: Und dies zeigt, dass man auch nachhaltig in den Stadtraum eingreifen kann. Ein anderes Beispiel ist der direkte Bahnanschluss der Swissmill mitten in der Stadt.
Welche Rolle spielt der Kanton bei der Realisierung solcher Projekte?
PS: Seitens Bund gibt es im Schienengüterverkehr ein strategisches Entwicklungsprogramm (STEP) mit unterschiedlichen terminierten Ausbauschritten für die Jahre 2025, 2035 und 2050. Gemeinsam mit SBB Cargo sowie der SBB Infrastruktur sorgen wir dafür, dass in diesem Rahmen zeitgerecht ausreichende Trassen und Umschlagsanlagen zur Verfügung stehen.
Wie kann man in einer so schnelllebigen Zeit Massnahmen entwickeln, deren Folge erst in 15 oder 30 Jahren absehbar ist?
PS: Es ist sicherlich sehr schwierig, aber nicht unmöglich. Mit dem Güterverkehrs- und Logistikkonzept wollen wir auch einen Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Güterverkehrsbranche etablieren. In Zeiten wie diesen ist es wichtig, vorausschauend zu sein und sich keine Spielräume für die Zukunft zu verbauen.»