Désirée Baer, seit 1. März 2020 CEO der SBB Cargo AG, legt mit ihrem 100-Tage-Bericht ihre Einschätzungen und die daraus resultierenden strategischen Stossrichtungen für das Unternehmen vor. Die Corona-Krise hinterlässt finanzielle Spuren und führte zu Verkehrseinbrüchen. SBB Cargo verfolgt konsequent den eingeschlagenen Weg der Sanierung und Weiterentwicklung weiter, um eine nachhaltige Eigenwirtschaftlichkeit zu erreichen. Zudem fokussiert die Güterbahn stärker auf die Kundenbedürfnisse und verbessert ihre Anpassungsfähigkeit auf Veränderungen am Markt.
Seit Amtsantritt von Désirée Baer als CEO der SBB Cargo AG wirkt sich die Corona-Krise auf das Tagesgeschäft aus. Einerseits hat die Krise gezeigt, dass SBB Cargo dank den grossen, transportierten Mengen ein wichtiger Teil der Landesversorgung ist und flexibel auf veränderte Kundenbedürfnisse reagieren kann. Dies zeigte sich beispielsweise in der raschen Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten mit kurzfristigen Transporten für den Detailhandel durch den grossen Einsatz der SBB Cargo-Mitarbeitenden. Andererseits hat die Krise finanzielle Spuren hinterlassen. SBB Cargo hat – wie die restliche Branche – Verkehrseinbrüche erlitten.
Herausforderung Kapazitätsauslastung und kundenorientiertes Angebot
Trotz grosser Anstrengungen in den vergangenen Jahren hat SBB Cargo die finanzielle Nachhaltigkeit bis heute nicht erreicht. Durch die Corona-Krise und dem damit verbundenen Konjunktureinbruch erhöht sich der finanzielle Druck weiter. Erschwerend kommt unter anderem hinzu, dass das Produktionssystem von SBB Cargo nicht schnell genug auf Veränderungen reagieren kann und die unterschiedlichen Kundenanforderungen ungenügend beantwortet werden.
SBB Cargo setzt alles daran, die gesetzliche Vorgabe der Eigenwirtschaftlichkeit zu erreichen. Der Güterverkehr bleibt zentral zur Einbindung der internationalen und nationalen Warenströme und als Beitrag der SBB zur Verlagerungspolitik.
Um die Flexibilität und Rentabilität zu steigern, konzentriert sich SBB Cargo auf die folgenden strategischen Stossrichtungen:
- SBB Cargo will verstärkt auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse eingehen und das Angebot auf die Flexibilitätsansprüche und spezifische Kundenanforderungen ausrichten. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und die Reaktionsgeschwindigkeit an ein verändertes Umfeld erhöht werden. Die Partnerschaft mit Swiss Combi wird die Marktfähigkeit und die wirtschaftliche Leistung von SBB Cargo weiter stärken.
- Die vom Gütertransportgesetz und dem Eigner vorgegebene Eigenwirtschaftlichkeit wird konsequent verfolgt, was unter anderem eine kontinuierliche Optimierung des Transportnetzes gemäss den Anforderungen des Marktes bedingt. Die Eigenwirtschaftlichkeit hat für SBB Cargo zum Ziel, die Reinvestitionsfähigkeit sicherzustellen. Das unternehmerische Denken und Handeln der Mitarbeitenden wird gestärkt und unterstützt den kulturellen Wandel.
- SBB Cargo nutzt die ökologischen Vorteile des Schienengüterverkehrs, die wesentlich sind für die Verkehrsverlagerung, aber auch für die nachhaltige, klima- und ressourcenschonende Ausrichtung der Lieferketten.
Das Ziel der Sanierung und Weiterentwicklung von SBB Cargo, die Kosten durch einfache Prozesse und Strukturen weiter zu senken, bleibt in diesem hart umkämpften Markt anspruchsvoll. Neben der Entwicklung effizienter Ver– und Entsorgungslösungen für Wirtschaftsräume investiert das Unternehmen in die Automation und Digitalisierung. Damit soll SBB Cargo effizienter, flexibler und schneller werden. Das erhöht die Marktfähigkeit der Güterbahn und senkt gleichzeitig ihre Strukturkosten.
SBB Cargo AG: Puls der Schweizer Wirtschaft
Die SBB ist mit mehr als einem Viertel Anteil an der gesamten Güterverkehrsleistung das führende Unternehmen im Schweizer Güterverkehr. Knapp 16 Prozent entfallen auf SBB Cargo AG, die als Puls der Schweizer Wirtschaft die grossen Wirtschaftsräume verbindet. Jährlich transportiert SBB Cargo AG rund 29,8 Millionen Tonnen Güter netto im Wagenladungs-, Ganzzugs- und im kombinierten Verkehr innerhalb der Schweiz – dies entspricht knapp 10 000 Lastwagenfahrten pro Tag.