Der Logistikmanager 4.0: Eierlegende Wollmilchsau

Heute ist Karriere- und Nachwuchstag auf der transport logistic in München. Zum Abschluss der Logistikmesse dreht sich alles um die Aus- und Weiterbildung in der Branche. So auch in einem Forum der VerkehrsRundschau zum Auftakt.

Logistikkarriere

Erstaunlich viele junge Menschen hatten trotz frühsommerlichem Wetter in die Halle 6 A gefunden. «Der Logistikmanager von morgen muss über eine Reihe von neuen Fähigkeiten verfügen, um moderne Supply Chains erfolgreich steuern zu können», betonte Prof. Dr. Martin Göbl, Lehrgebiet Logistik und Unternehmensführung und stv. Leiter Professional School of Business and Technology an der Hochschule Kempten in seiner Einführung.

Die «eierlegende Wollmilchsau in der Logistik», braucht Kenntnisse über Betriebswirtschaft, Technik, IT und Prozesse, zählte der Wissenschaftler auf. Interkulturelles Denken sei ebenso gefragt wie Marketingkenntnisse oder Know-how im Bereich der Finanzen. Die Hochschulausbildung in Deutschland, so Prof. Göbl selbstkritisch, decke diese universellen Anforderungen noch längst nicht ab. Ursache dafür ist unter anderem die Zersplitterung der Ausbildungslandschaft und die Uneinheitlichkeit der Studiengänge mit ganz verschiedenen Qualitätsansprüchen.

Hochrangige Vertreter aus verladender Wirtschaft, Logistikdienstleistung und Lehre erläuterten dann konkret, welche fachlichen Kenntnisse und persönlichen Eigenschaften sie von ihren Fach- und Führungskräften künftig erwarten und welche Aus- und Weiterbildungsangebote hierbei hilfreich sein können. Claus Eckmann, Head of Service Center HR beim Spediteur Rhenus in Holzwickede, berichtete über die Karrierechancen in der Branche: «In einem wachsenden Markt steigt der Bedarf an qualifizierten Fachkräften». Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels verschärfe sich die Situation in Zukunft weiter.

«Wearable Production», stellte Frank Bühler, Leiter Physische Logistik Werk München bei der BMW Group vor. In einem Pilotprojekt testet der Automobilhersteller bei seinen Mitarbeitern in der Logistik «Hilfsmittel zum Anziehen». Ähnlich wie bei der Apple Watch befinden sich die Geräte zum Steuern logistischer Prozesse direkt an der Person, die damit unmittelbar Informationen abrufen kann. «Auf solche Technologien müssen die Menschen in der Ausbildung bereits heute vorbereitet werden», forderte der Praktiker.

Prof. Dr.-Ing. Frank Straube, Leiter des Fachgebiets Logistik am Institut für Technologie und Management an der Technischen Universität Berlin, wies auf aktuelle Trends hin: «Mit dem wachsenden E-Commerce boomt auch die Logistik weltweit». Aber wichtigste Voraussetzung für interessante Jobs in der Branche sei eine breite Ausbildung. Vor allem Prozessdenken und vernetztes Handeln sei für den Logistikmanager 4.0 unerlässlich.

Die drei Säulen der Ausbildung – so der Hochschullehrer – sind Fachkompetenz, Handlungskompetenz und Reflektionskompetenz. Unter dem letzten Punkt versteht Prof. Straube das «Querdenken und die Bereitschaft, sich ständig neuen innovativen Entwicklungen zu stellen». Darauf komme es in Zukunft verstärkt an. Nicht nur in der Logistik.

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