Trotz Produktionsverlagerungen von Industrieunternehmen ins Ausland ist in der Schweiz die Zahl der Erwerbstätigen im sekundären Sektor seit rund zwanzig Jahren ziemlich stabil. Der Dienstleistungsbereich dagegen wächst deutlich.
Der Franken-Schock ist nur der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. «Über das ganze nächste Jahrzehnt hinweg wird es zu weiteren Produktionsverlagerungen kommen», warnt Clemente Minonne vom Institut für Organisation und Personal der Universität Bern. Allerdings beschleunige der starke Franken jetzt die Abwanderung von Arbeitsplätzen ins billigere Ausland zusätzlich. An erster Stelle stehen dabei Länder des Euro-Raums, in denen es genügend Fachkräfte gibt – wie beispielsweise Osteuropa.
Die Verlagerung von Industriearbeitsplätzen – und die damit einhergehende Senkung der Produktionskosten – nimmt in der Schweiz seit 2009 laufend zu. Das zeigt zumindest die regelmässig erhobene European Manufacturing Survey, für deren Durchführung in der Schweiz Professor Bruno R. Waser von der Hochschule Luzern verantwortlich zeichnet. Zu den Firmen, die Arbeitsplätze abbauen oder ins Ausland verlagern, gehören zum Beispiel Aluminium Laufen, Nespresso, Sonova, SR Technics, Schaffner und AFG Arbonia Forster. Dieser Trend werde auch in den nächsten Jahren anhalten, ist Waser überzeugt.
In anderen Ländern – wie zum Beispiel Deutschland – ist der Höhepunkt der Arbeitsplatzverlagerung dagegen offensichtlich schon überschritten. Doch auch in der Schweiz entstehen neue Stellen. «Es findet hier am Standort eine Verschiebung von den Produktions-Arbeitsplätzen in Richtung industrielle Dienstleistungen statt», hat die Studie ergeben. Das bestätigt auch ein Bericht des Bundesamtes für Statistik vom Februar 2015.
«Der Industriesektor, der in den 1960er-Jahren noch fast die Hälfte der Erwerbstätigen beschäftigt hatte, verliert zunehmend an Bedeutung», heisst es darin. Heute arbeiteten 74 Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungssektor, in der Industrie seien es dagegen gerade noch 22 Prozent. Dieser Trend – so die Statistiker – zeigt sich in allen fortgeschrittenen Industrieländern. Absolut gesehen ist die Zahl der Erwerbstätigen im sekundären Sektor zwar seit rund zwanzig Jahren ziemlich stabil. Im Dienstleistungssegment gibt es jedoch deutliche Wachstumsraten.